Kritik zu Smuggling Hendrix
In der zyprischen Komödie muss der eigentlich als »Hamburger Jung« bekanntgewordene Adam Bousdoukos seinen geliebten Hund irgendwie über die Grenze der geteilten Insel schmuggeln
In drei Tagen will Yiannis schon weit weg sein. Der schluffige Mittvierziger hat seine Chance verpasst, als Musiker zu reüssieren. Vor einer Weile hat ihn auch noch seine Freundin verlassen, und sowohl seine Vermieterin als auch ziemlich üble Straßenbekanntschaften sitzen ihm wegen seiner Schulden im Nacken. Also will Yiannis Zypern verlassen und anderswo sein Glück versuchen, natürlich nicht ohne seinen Hund Jimi. Doch ausgerechnet jetzt büxt dieser aus und rennt geradewegs in die Pufferzone, die die UN zur Friedenssicherung zwischen dem griechischen und dem türkisch besetzten Teil Zyperns eingerichtet hat.
Ausführlich zeigt der Film, wie Yiannis mit einem freundlichen Grenzsoldaten durch diese gespenstische Zone aus leeren, zerschossenen Häusern, Stacheldraht und Wachposten wandert und nach Jimi sucht. Erstaunlich leicht stöbert er ihn dann auch auf, wohlbehalten bei einem türkischen Grenzposten. Nun könnte der Film zu Ende sein – bestünde da nicht diese absurde Regelung, die jeglichen Tieren den Grenzübertritt verbietet. Also kann kein Hund legal in den griechischen Teil der Insel zurückreisen, der ihn illegal verlassen hat.
Yiannis' Versuche, Jimi zurückzuschmuggeln, schildert der Regisseur Marios Piperides in seinem Debüt mit einem Humor, der nicht so sehr auf einzelne Pointen zielt denn auf die Absurdität der zyprischen Grenzsituation insgesamt, vielleicht auch auf die Absurdität aller Grenzregime. In Yiannis' Begegnung mit türkischen Zyprern, mit denen er wie die meisten Griechen niemals etwas zu tun haben wollte, erzählt er zudem einiges von den tief sitzenden Animositäten, die das Inselleben so kompliziert machen. Doch schließlich findet Yiannis für die Mission Hundeschmuggel Unterstützung nicht nur bei seiner Exfreundin, sondern auch bei einem türkischen Gauner sowie jenem Hasan, der jetzt mit seiner Familie in genau dem Haus wohnt, das vor der türkischen Besetzung der Familie von Yiannis gehörte. Viele Details der Handlung spiegeln die tragische Geschichte der Insel wider, deren Teilung kaum noch im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit ist. »Prinzessin Diana war nie hier, und Angelina Jolie ist auch nie aufgetaucht«, heißt es einmal.
Zwar leidet die Dramaturgie von »Smuggling Hendrix« hin und wieder unter einer gewissen Behäbigkeit; auch sind einige Nebenfiguren übermäßig klischeehaft gezeichnet, etwa Yiannis' keifende Vermieterin oder ein engstirniger Grenzbeamter. Doch Adam Bousdoukos, bekanntgeworden durch Fatih Akins Filme »Kurz und schmerzlos« und vor allem »Soul Kitchen«, trägt den Film mit sympathischer Tapsigkeit. Auch seine Mitspieler sind mit Spielfreude bei der Sache (inklusive des Hundes). Dass Marios Piperides, selbst im griechischen Teil Zyperns aufgewachsen, den todernsten Hintergrund der Handlung mit solch bestechender Einfachheit, Entspanntheit und einem durchweg menschenfreundlichen Humor angeht, ist ihm ebenfalls hoch anzurechnen. Und obwohl diese kleine Grenzkomödie alles andere als ein perfekter Film ist, ist ihr jeder Erfolg zu gönnen.
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