Kritik zu Sing

© Universal Pictures

Um sein vor der Pleite stehendes Musiktheater zu retten, setzt ein New Yorker Impresario alles auf eine Castingshow mit Unbekannten – nur dass der Impresario ein Koalabär ist und seine Kandidaten aus der vielgestaltigen Tierwelt stammen

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Eine Parodie auf Castingshows und deren Versprechen, hier könne jeder sein Glück machen – das klingt vielversprechend. Man ersetze die menschlichen Akteure durch Tiere und mache daraus einen Animationsfilm, da ist das komische Potenzial schon angelegt. Zudem verbinde man das mit einem Wettlauf gegen die Zeit: Der große Galaabend der Show dient nämlich einem guten Zweck. Er soll das Geld erbringen, damit Buster Moon, ein Koalabär und der Protagonist der Geschichte, den Veranstaltungsort retten kann, jenes altehrwürdige Theater, in dem er seit Jahrzehnten versucht, Bühnengeschichte zu schreiben, womit er zuletzt aber so wenig Erfolg hatte, dass seine Mäzenin droht, das Theater zu schließen. Also auch ein Rückgriff auf die Filmgeschichte, nicht nur auf A Chorus Line, sondern auch auf die Warner-Backstage-Musicals der dreißiger Jahre.

Wie Disneys letzter Animationsfilm »Zoomania« ist auch »Sing« angesiedelt in einer Welt, in der es nur Tiere gibt, auch hier leben sie friedlich miteinander, sprechen und gehen auf zwei Beinen. Wo »Zoomania« allerdings die Schwierigkeiten des friedlichen Zusammenlebens zum Motor der Geschichte machte, ist dies in Sing kein Thema, auch wenn komisches Kapital aus dem Größenunterschied der Tiere geschlagen wird. So muss eine Giraffe gleich ausscheiden, einfach weil es Buster Moon zu anstrengend ist, jedes Mal seine Stimmbänder zu strapazieren, damit seine Worte ihre Ohren erreichen. Gehen die Witze zu Beginn auf Kosten der untalentierten Bewerber, so bietet das dramatische Finale den wahren Talenten eine Bühne. Darunter befinden sich eine von ihren 25 Kindern gestresste Ferkelmutter und Hausfrau, ein junger Gorilla, der nicht in die Fußstapfen seiner kriminellen Familie treten will, ein Elefant mit beachtlichem Stimmvolumen, aber noch größerem Lampenfieber, ein Stachelschwein, das die Fahne der vom Punk angehauchten Rockmusik hochhält und schließlich mit dem weniger talentierten Freund bricht, und nicht zuletzt eine Maus, die es faustdick hinter den Ohren hat und, in Outfit und Auftreten an den jungen Frank Sinatra erinnernd, später natürlich die von diesem berühmt gemachte Liedzeile: »If you can make it here, you'll make it anywhere« zum Besten geben darf – unvermeidlich, wenn der Schauplatz New York ist.

Bieten die zahlreichen Songs anfangs eine schöne Bandbreite vom klassischen Crooning über Rock bis zu Hip-Hop, werden sie später ziemlich mainstreamig – immerhin gibt es einige wenige gelungene Originalkompositionen, ebenso die originelle Variante eines weniger bekannten Beatlessongs. Nach »Pets« ist »Sing« der zweite Animationsfilm in diesem Jahr, mit dem sich Chris Meledandris Firma Illumination anschickt, Pixar und Dreamworks Paroli zu bieten. Von der Originalität von Pixar (und Disney) ist man dabei noch ziemlich weit entfernt, kommerziell dürfte das Kalkül aufgehen. Am Ende ist »Sing« weniger eine Parodie auf das Castingformat, sondern dessen Verlängerung in die Welt der Animation.

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