Kritik zu Schwarzer Zucker, Rotes Blut

© Drop-Out Cinema

2023
Original-Titel: 
Schwarzer Zucker, Rotes Blut
Filmstart in Deutschland: 
21.11.2024
L: 
90 Min
FSK: 
12

Der Mannheimer Filmemacher Luigi Toscano recherchiert die Herkunft der Kiewer Ärztin Anna Strishkowa, die als namenlose Waise von der Roten Armee aus einem Lager in Polen befreit wurde

Bewertung: 4
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Der DNA-Test beweist es: Gegen Ende ihres langen Lebens kann die Herkunft des von deutschen Truppen verschleppten Mädchens Anna aufgeklärt werden. »69929«, das war die Nummer auf dem Arm der kleinen Anna, als sie von einem Rotarmisten im Konzentrationslager Potulice in Polen befreit wurde. An diesem Punkt setzt die Erinnerung der damals Vierjährigen ein. Über ihre Herkunft war nichts bekannt; sie wurde von einer ukrainischen Familie adoptiert.

In einem sowjetischen Propagandafilm ist zu sehen, wie ihre Lagernummer von einem Arzt entfernt wird. Spätere Aufnahmen aus diesem Film, die die erwachsene Anna Strishkowa aus einem Archiv erhalten konnte, zeigen die Heranwachsende im Kreis einer fürsorglichen Familie und fröhlicher junger Menschen. Diese Bilder sind Ausgangspunkt des eindrucksvollen Dokumentarfilms des Mannheimer Fotografen und Filmemachers Luigi Toscano. Im Zuge eines Projekts über Holocaustüberlebende stieß er auf die Geschichte der Ärztin Anna Strishkowa und machte es sich zur Aufgabe, unterstützt von zahlreichen Helfern, ihre Herkunft zu ermitteln.

»Schwarzer Zucker, rotes Blut« montiert Passagen, in denen Anna aus ihrem Leben erzählt, mit Bildern von Toscanos Bemühungen, die Vorgeschichte seiner Protagonistin zu rekonstruieren. Die spannende Recherche bis hin zum DNA-Nachweis wird detailliert gezeigt, Strishkowas Erzählungen aus ihrem Leben hätte man sich etwas ausführlicher gewünscht. Die »Leerstellen« ihrer frühen Jahre werden durch Zeichnungen des für seine Arbeiten vielfach ausgezeichneten Illustrators Mehrdad Zaeri behutsam gefüllt.

Die Kiewer Ärztin ist nun erneut von einem Krieg eingeholt worden. Ihre Heimatstadt will sie nicht verlassen. In den Wolken hat sie, die orthodoxe Christin, den Erzengel Michael gesehen, der die Stadt vor den russischen Bomben beschützte. Sie habe Hitler überlebt, so die 83-Jährige, sie werde auch Putin überleben.

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