Kritik zu Robert Mugabe – Macht um jeden Preis
Simon Brights Dokumentarfilm komprimiert den Lebensweg Robert Mugabes vom Helden des Unabhängigkeitskampfs in Simbabwe über den guten und geachteten Staatsmann zum rücksichtslosen Diktator
Desmond Tutu hat Robert Mugabe einmal »die Karikatur eines afrikanischen Diktators« genannt, und wenn man Fernsehausschnitte des immer noch amtierenden Präsidenten von Simbabwe aus den letzten Jahren sieht, dann ist offensichtlich, warum: Es redet ein Herrscher, der sich in lächerlichen Erklärungen die Wirklichkeit zurechtbiegt, wie er sie braucht. Ein kindischer Machtmensch, der nichts mehr zu tun zu haben scheint mit dem Helden des Unabhängigkeitskampfes.
Es gibt mindestens zwei Geschichten von Robert Mugabe, eben die des gefeierten Helden und die des verhassten Diktators. Was dazwischen geschehen ist, versucht der Dokumentarfilm von Simon Bright zu erkunden. Robert Mugabe – Macht um jeden Preis heißt in der englischen Originalversion Robert Mugabe . . .what happened? – und hinter dieser Frage steht ein persönliches Staunen, das zugleich repräsentativ sein dürfte für einen Großteil der Menschen in Simbabwe, wenn nicht den Blick der sogenannten Weltöffentlichkeit auf das Land. Bright, Nachkomme der weißen englischen Minderheit im kolonisierten Rhodesien, wurde 2004 inhaftiert von dem Mann, den er einst bewundert und unterstützt hatte. Was war passiert?
Der Film ist in seiner Suche nach einer Antwort konventionell. Robert Mugabe – Macht um jeden Preis kombiniert Archivaufnahmen mit talking heads, Zeitgenossen und einstigen Wegbegleitern Mugabes, denen Brights Interesse leitende Verwunderung selbst eigen ist. Auf diese Weise komprimiert der Film die Geschichte Simbabwes in den letzten 50 Jahren. Er fokussiert auf die strenge katholische Erziehung Mugabes, streift Studienjahre in Ghana, wo der dortige Unabhängigkeitskampf dem jungen Mann sein Lebensziel aufgibt, und landet bei den frühen politischen Kabbeleien von Mugabes Zanu-Fraktion mit der ebenfalls um Unabhängigkeit bemühten Zapu-Party von Joshua Nkomo. Der neuerliche Streit mit Nkomo nach der Unabhängigkeit 1982 wird im Film das erste Indiz von Mugabes machtbewusster Rücksichtlosigkeit.
Im Zentrum von Robert Mugabe – Macht um jeden Preis stehen die beiden Geschichten seiner Regierung. Die 80er Jahre werden als Zeit von Erfolgen bei der Alphabetisierung und in der Gesundheitspolitik erzählt, die Mugabe Anerkennung in der westlichen Welt sichert. Ab den 90er Jahren ändert sich das Bild, die wirtschaftliche Lage verschärft sich und Mugabes Politik wird zum brutalen Kampf um den Machterhalt.
Was dazwischen passiert ist, legt Bright nicht konsequent dar; er überlässt es seinen O-Ton-Gebern, Interpretationen zu liefern. Wenn einer von denen gegen Ende äußert, nicht Mugabe habe sich geändert, sondern die Umstände, unter denen er Politik machte, dann steckt darin die Ahnung, um wie viel klarer der Film hätte ausfallen können, wenn er sich eine andere Form gewählt hätte. Das Durchkommentieren der Nachrichtenlage unterschlägt Zusammenhänge, die das Porträt des lächerlich-brutalen Diktators womöglich präziser gestaltet und dem westlichen Betrachter über die je eigenen staatlichen Formationen zu denken gegeben hätten – dass Politik, wie sich am Beispiel der extremen Gestalt Mugabes zeigt, abhängig ist von größeren Kräften als persönlicher Entwicklung.
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