Kritik zu Paddington 2
Der Bär mit dem roten Hut ist zurück – und landet in London gleich im Gefängnis
Paddington, der knuddelige und gelegentlich tollpatschige Bär (Markenzeichen: roter Hut und blauer Dufflecoat), der nach dem Tod seiner Eltern in Peru bei der Londoner Familie Brown ein neues Heim fand, ist mittlerweile nicht nur dort gut integriert, sondern auch der Nachbarschaft eine Stütze. Als jedoch eines Nachts aus dem Laden des befreundeten Antiquitätenhändlers Mr. Brown das Unikat eines Pop-Up-Buches gestohlen wird, gerät Paddington unter Verdacht, wollte er doch dieses teure Sammlerstück unbedingt seiner Adoptivtante Lucy zum bevorstehenden 100. Geburtstag schenken.
Als er dann bei der Gerichtsverhandlung auch noch an einen Richter gerät, mit dem ihm kürzlich ein peinliches Missgeschick passiert ist, landet Paddington unschuldig im Knast, wo er entsprechend finsteren Gestalten, zumal dem Küchenchef Knuckles McGinty (Brendan Gleeson) begegnet – die sich schließlich allerdings als ebenso liebenswürdige wie tatkräftige Helfer erweisen, nachdem Paddington sie mit seiner Kunst der Zubereitung von Orangenmarmelade überzeugt hat und sich der Gefängnisspeisesaal in einen urgemütlichen britischen Tea Room in Pastelltönen verwandelt hat.
Anders als sein Vorgänger, der vor drei Jahren sein Plädoyer für die Willkommenskultur mit der britischen Geschichte verknüpfte, setzt »Paddington 2« vor allem auf die Perfektionierung des Komischen. So ist der Schurke diesmal keine besessene Tierpräparatorin, die ihm ans Fell will, sondern ein egozentrischer, von seinem Talent aber umso mehr überzeugter Schauspieler (von Hugh Grant mit augenzwinkernder Selbstironie verkörpert), der hinter einem Schatz her ist und dabei höchst kriminelle Energie entwickelt.
Wie sein Vorgänger wartet auch »Paddington 2« wiederum mit einem perfekt animierten Bären auf, der zudem überzeugend mit den menschlichen Darstellern interagiert, wobei nicht nur die Mitglieder seiner Gastfamilie alle ihre eigenen kleinen Geschichten haben, etwa die Midlife Crisis von Mr. Brown. Hier fungiert eine kurze Rückblende in die Zeit, als er und seine Frau noch jung waren, nicht nur als nostalgische Erinnerung, sondern zeigt zugleich eines von Mr. Browns Talenten, das ihm schließlich im Finale noch einmal zugute kommt. Und wenn Paddington bei seinem Bemühen, als Fensterputzer Geld für den Erwerb des Pop-Up-Buches zu verdienen, die blinden Scheiben des verbitterten Colonels säubert und deshalb plötzlich das Tageslicht dessen bisher dunkle Wohnung erhellt, dann ist das nur einer von vielen schönen, magischen Momenten des Films, der sich damit als Glücksfall eines Films für die ganze Familie erweist. Wer ihn vor dem Ende des Abspanns verlässt, versäumt eine so aufwändige wie hinreißende Tanz- und Gesangsnummer (die mit zum Teuersten gehören dürfte, was je für eine Nachspannsequenz produziert wurde) – und danach noch einen sarkastischen Hinweis auf den Brexit.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns