Kritik zu Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Ian Whites Dokumentation über die wilde Zeit der Poplegende Nick Cave zeigt eindrucksvolles Archivmaterial
Eine distinguierte Bühnenfigur im schwarzen Anzug, mal am Klavier, mal nur singend, manchmal sitzend auf einem Stuhl, mal stehend mit beiden Händen am Mikrofonständer, mit dunkler, schmeichelnder Stimme, die sich ins Expressive steigern kann – so kennt man Nick Cave heute. Er ist eine der wichtigsten und interessantesten Größen der Popkultur und aus dieser nicht mehr wegzudenken. Zeit also, sich mal seiner Anfänge zu erinnern. 1978 gründete er mit seinem Schulfreund, dem Gitarristen Mick Harvey, die Band The Boys Next Door, später kam der Gitarrist Rowland S. Howard dazu. 1980 siedelte die Band nach London The Birthday Party. 1982 folgte der Umzug nach Berlin, wo Nick Cave Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten kennenlernte. 1984 löste sich die Band wegen Unstimmigkeiten zwischen Howard und Nick Cave auf.
Damit endet der Film, der eindrucksvoll zeigt, wie Birthday Party die raue Energie des Punk nutzte, um eine aggressive Mischung aus Rock und Blues in eine sich steigernde Krachorgie zu verwandeln, in der vor allem Nick Cave alles gab. Man muss sich nur das Video zu dem Song »Nick the Stripper« anschauen, um zu sehen, wie weit das ging. Auf einer brennenden Müllkippe wurde gedreht, stundenlang, nicht ohne Gefahr für Leib und Leben. Cave sprang und rollte sich über die Bühne, mal mit nacktem Oberkörper, mal in goldener Glitzerhose und dann wieder im Anzug mit kleiner Fliege. Es gab keine Grenzen, weder in der forcierten Expressivität des Gesangs noch im Sound der Band. Auf der Bühne war alles möglich und vor allem jedes Mal anders.
Der Film empfindet diese raue Ästhetik der Musik nach. Es gibt zerkratzte, schräge Bilder, stolpernde Schnitte, Liveaufnahmen der Band, Interviews und Comicbilder. Film und Musik nähern sich einander derart an, dass Faszination und Überforderung dicht beieinander bestehen bleiben. Es gibt wohl kaum einen besseren Weg, sich dem jungen Nick Cave anzunähern.
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