Kritik zu Money Monster
In ihrer vierten Regiearbeit nimmt sich Jodie Foster das Unwesen des Infotainments vor. George Clooney spielt einen Finanzshow-Moderator, der mit seinen Aktientipps so manchen Zuschauer zur Verzweiflung brachte und nun von einem zur Rechenschaft gezogen wird
Man möchte die Finanzshow, für die George Clooney in »Money Monster« den Moderator gibt, für schlecht erfunden halten. Eröffnet wird sie von einer Tanznummer, in der sich Clooney als Showmaster Lee Gates willentlich zwischen zwei Go-go-Girls zum Affen macht. Sein Gerede über die Kurven des Dow Jones würzt er mit anzüglichen Bemerkungen, und wenn er über die Performance einzelner Aktien spricht, schlägt er »Hau den Lukas«-mäßig auf allerlei Knöpfe und lässt damit Geräuscheffekte ertönen und Videos abspielen, die einem Comedian peinlich wären. »Wir machen hier schließlich keinen Journalismus«, gibt auch seine von Julia Roberts verkörperte Chef-Producerin in einer Anweisung an ihr Team zu. Während Gates vor den Kameras den smarten Anlageberater spielt, zieht sie im Hintergrund die Strippen und ist als Stimme im Ohrmikrofon des Moderators zugleich seine Marionettenmeisterin, seine bessere Hälfte und sein schlechtes Gewissen.
Eine dieser TV-Höllengeburt »Money Monster« (so der Titel der Show im Film) gar nicht so unähnliche Sendung gibt es im amerikanischen Fernsehen übrigens tatsächlich: Sie heißt »Mad Money« und kommt immer mal wieder ins Kreuzfeuer der Kritik, erweist sich wenig später aber stets als zu kleiner Fisch im Vergleich zu den »big players« an der Wall Street. Auf etwas Ähnliches läuft auch »Money Monster« hinaus, Jodie Fosters vierte und bislang »politischste« Regiearbeit. Diese Relativierung – die wahren Bösen sind immer noch die Banker und Broker – nimmt zwar der plakativen kritischen Stoßrichtung des Films etwas den Schwung weg, verhindert aber nicht, dass er als ganz gute, wenn auch leicht altbacken schmeckende Unterhaltung funktioniert.
Die Handlung folgt dementsprechend vertrauten Bahnen und will zugleich ein aktueller Aufguss von Sidney Lumets Mediensatire »Network« aus dem Jahr 1976 sein: Ein sprichwörtlich kleiner Mann, der junge Lastwagenfahrer Kyle (Jack O'Connell), hat an der Börse seine ganzen Ersparnisse verloren, weil er einem Tipp von Clooneys Lee Gates folgte. Um sich zu rächen, schleicht er sich nun in die Livesendung ein und nimmt Lee zur Geisel. Wie es das Genre so will, wird weiter live gesendet. So können sich sozusagen vor dem Anteil nehmenden Publikum der Welt sowohl der eitle Moderator als auch seine taffe Produzentin doch noch als Menschen und Journalisten bewähren, indem sie zur »Beruhigung« des Geiselnehmers den wahren Ursachen des Kursabstiegs der empfohlenen Aktie nachgehen. Unterwegs bekommen sie nicht nur Hilfe von den üblichen nerdig-unhöflichen Hackern in Korea oder Island, sondern auch von der schönen Kommunikationschefin (Caitriona Balfe, Serienfans aus »Outlander« bekann) des betreffenden Fonds, die ihren Chef (Dominic West) im Verdacht hat.
Wie bereits angedeutet darf man nicht allzu streng über die Geschichte nachdenken, sonst zerfällt sie schnell in eine Handvoll Klischees von gierigen Wall-Street-Männern, zynischen TV-Journalisten und wütenden »kleinen Männern«. Mehr Tiefe gewinnt der Film auch nicht gerade dadurch, dass die drei Männer im Mittelpunkt, der betrogene Anleger, der Moderator und der Fondsmanager, alle auf ihre Weise mit dem Gefühl des männlichen Versagens kämpfen und für alle drei aber fürsorglich je eine Frau bereitsteht, die sie zur Vernunft ruft.
Schade ist auch, dass Foster sich so wenig für das interessiert, was ihr Film doch kritisieren will: das systematische Vermischen von Nachrichten und Entertainment, das bis heute dazu führt, dass die wirklich »harten« Fragen nicht gestellt werden. Im Film erweist sich bald, dass Clooneys Lee Gates das Herz auf dem rechten Fleck hat und seine größte Sünde in einer gewissen Eitelkeit besteht. Julia Roberts rettet im Übrigen hier in doppelter Weise die Show: Zum einen ist es ihr überlegtes Handeln, das am Ende das Schlimmste verhindert, und zum anderen ist es ihr auf interessante Weise zurückhaltendes Spiel, das dem Film eine gewisse Spannung bewahrt.
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