Kritik zu Metallica – Through the Never 3D
Nimród Antal (Kontroll) führt Regie bei diesem Mitschnitt eines Metallica-Konzerts in 3D, den man zur Aufwertung mit einer Nebenhandlung rund um einen jungen Roady versehen hat
Mit Metallica: Some Kind of Monsterveröffentlichte die Heavy Metal Band Metallica 2004 einen selbstkritischen Dokumentarfilm über die Hintergründe der Produktionihres neunten Studioalbums »St.Anger«. Der Film von Joe Berlinger und Bruce Sinofsky präsentierte ein ungeschöntes Fegefeuer der Eitelkeiten, in dem die Rockstars die Hilfe des Psychologen Phil Towle benötigen, um nach jahrelangem Leben auf Tour wieder auf den Boden der Realität zu kommen und das millionenschwere Unternehmen Metallicavor der Auflösung zu retten.
Aus den 1981 in Los Angeles gegründeten Speed-Metallern mit Pickelgesicht und Langhaarmähne sind inzwischen erfahrene Geschäftsmänner mit weltweit über 110 Millionenverkauften Alben geworden. Heute bemühen sich Metallica um Bodenhaftung und stilisieren sich als publikumsnahe Kumpelband, die ihre Fangemeinde gern mit knapp dreistündigen Stadionkonzerten beglückt. Es ist also nicht unbedingt der spannendste Augenblick in der langen, von Krisen geschüttelten Bandgeschichte, den der ungarische Regisseur Nimród Antal (Kontroll, Predators) jetzt in Metallica – Through the Never 3D einfängt. Umringt von begeisterten Fans und mit schlafwandlerischer Perfektion brettern James Hetfield (Rythmusgitarre/Gesang), Kirk Hammett (Leadgitarre),Robert Trujillo (Bass) und der gebürtige Däne Lars Ulrich (Schlagzeug) über die gigantische, speziell für den Film geschaffene 360°-Bühne. Sicher hat die Band trotz steigender Popularität und Ausflüge in die Hochkultur (wie 2011 die Kooperation mit Lou Reed bei dessen Kompositionen für Robert Wilsons Theaterinszenierungvon Frank Wedekinds »Lulu«) inzwischen ihren kreativen Zenit überschritten und an Experimentierfreudigkeit eingebüßt. Davon zeugt auch die Auswahl der Songs. Der Großteil der 15 dargeboten Stücke stammt aus den ersten zehn Jahren ihrer Schaffensperiode. Damit unterscheidet sich der Film nicht wesentlich von den vielen bereits erhältlichen Metallica-Livemitschnitten auf DVD. Um den aus fünf Konzerten in Vancouver und Edmonton zusammen gesetzten Film fürs Kino aufzuwerten hat Nimród Antal deshalb eine Nebenhandlung hinzugefügt. In der muss der junge Metallica-Roadie Trip (Dane DeHaan) eine Tasche mit mysteriösem Inhalt finden, die sich in einem liegengebliebenen Truck irgendwo in der Stadt befindet. Dabei gerät Trip zwischen die Fronten einer Straßenschlacht und muss sich gegen einen apokalyptischen Reiter mit Gasmaske behaupten.
Mit Metallica – Through the Never 3D hat Nimród Antal einen technisch imposanten Fanfilm (und damit das genaue Gegenteil zu Some Kind of Monster) gedreht, der vor allem als hautnaher HD-Konzertmitschnitt überzeugt. Die alibihafte Nebenhandlung ist zwar wie echtes Hollywood-Actionkino inszeniert, wirkt aber aufgesetzt und stört mitunter den Fluss des Liveerlebnisses. Ein showtechnisch grandioses Konzert in 3D in angemessener Lautstärke auf der großen Leinwand zusehen, wird vor allem die Fans glücklich machen. Auch wenn der Film mit 92 Minuten Laufzeit nur halb so lang ist wie ein übliches Metallica-Konzert.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns