Kritik zu Matthias & Maxime

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2019
Original-Titel: 
Matthias et Maxime
Filmstart in Deutschland: 
29.07.2021
L: 
119 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Xavier Dolan geht zurück zu den Basics seines filmischen Stils. Sein sechster Film handelt vom Erwachsenwerden einer Jugendfreundschaft, von verdrängten Gefühlen und toxischer Männlichkeit 

Bewertung: 3
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Auch elf Jahre nach seinem Debüt »I Killed My Mother« wird Xavier Dolan von Verleihern und Vermarktern noch gern als »Regiewunderkind« bezeichnet. Dabei setzt sich »Matthias & Maxime« nun unter anderem damit auseinander, wie Jugend und verpasste Chancen zwei Erwachsenwerdenden durch die Finger rinnen. 

Die titelgebenden Figuren, im Film nur Matt (Gabriel D'Almeida Freitas) und Max (Xavier Dolan selbst) genannt, sind beste Freunde seit ihren Sandkastentagen. Während der Highschool haben sie sich einmal geküsst. Dabei war wohl Ecstasy im Spiel, im männlichen Freundeskreis sorgt das Ereignis aber noch immer für Belustigung. Als die beiden einer jungen Filmstudentin als Darsteller für ein Kurzfilmprojekt aushelfen, sollen sie sich erneut küssen. Das öffnet die Schleusentore für eine Flut aus Drama und emotionaler Verwirrung.

Das treibende Thema der Geschichte ist dabei nicht etwa die Annäherung zweier Liebender, sondern der Kampf von Matts Gefühlen für eine gleichgeschlechtliche Person gegen seine meterhohe Fassade aus toxischer Männlichkeitsperformance. Im Gegensatz zum freigeistigen Max, der in einer Bar arbeitet und bald in Australien auf Selbstfindungsreise gehen will, ist Matt ein Karrieretyp, hat Aufstiegschancen in einer Anwaltskanzlei und führt eine monogame heterosexuelle Beziehung. Eine Szene, in der Matt einen Klienten entertainen muss und dabei auf eine Menge homoerotischer Spannung stößt, ist ausgerechnet in einem Stripclub situiert. Das zeigt, wie groß der von ihm verspürte Druck ist, nach außen normativ männlich aufzutreten – so groß, dass er ihn bis zum offenen Ende des Films nicht überwinden kann. 

So fein gezeichnet die beiden Titelfiguren sind, so grob ist leider die junge Filmstudentin dargestellt: Statt zu dem verkrusteten Selbstbild des männlichen Freundeskreises einen funktionierenden Kontrast zu bilden, ist sie eher eine flache Parodie einer jungen Filmstudentin, die unsinnig viele Anglizismen verwendet und Gendertheorie referiert.

Visuell zieht Dolan alle Register des Arthouse-Kitschs. »Matthias & Maxime« spielt im Spätherbst und die Charaktere stehen ständig im Regen, im Schnee oder in von Wind aufgewühltem rotem Laub. Mehrfach nutzt er Fenster als Binnenkadrierung und lässt Matt und Max so in den Bildmittelpunkt schrumpfen und verloren wirken – zum Beispiel, als Matt sich einmal doch überwindet, mit Max zu knutschen, nur um dann wieder entsetzt aus dem Zimmer zu stürmen, als der nach seinem Penis greift. Der Tanz um die Frage, ob die beiden sich wohl zusammenraufen werden oder nicht, fühlt sich an diesem Punkt schon ganz schön lang an.

»Matthias & Maxime« ist mithin ein eher generischer Dolan, der das eigene Markenzeichen bedient – natürlich ist auch eine ­semiautobiografische Mutter-Sohn-Beziehung zu sehen. Nach den gedämpften Reaktionen auf seinen ersten englischsprachigen Film »The Death And Life Of John F. Donovan« scheint der Frankokanadier nun mit dem geringstmöglichen Risiko zu agieren.

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