Kritik zu Liebe zu Besuch

© Splendid

2017
Original-Titel: 
Home again
Filmstart in Deutschland: 
23.11.2017
L: 
97 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Hallie Meyers-Shyer legt ihr Regiedebüt stilistisch eng an das ihrer Mutter Nancy an: Reese Witherspoon ringt mit dem Neuanfang als Alleinerziehende und verliebt sich in einen jüngeren Mann, alles in gediegen-heimeliger Umgebung

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Nicht alles, was nach einem Nancy-Meyers-Film aussieht, ist auch einer. Oder doch? Zumindest ein bisschen, wie nun im Fall von »Liebe zu Besuch«. Da war Nancy Meyers, die Königin der romantischen Komödien, nämlich nicht als Regisseurin oder Autorin beteiligt, sondern »nur« Produzentin. Auf dem Regiestuhl nahm derweil ihre Tochter Hallie Meyers-Shyer Platz, die sich bei ihrer Mutter aber offensichtlich manches abgeguckt hat.

Die Geschichte von Alice (verlässlich einnehmend: Reese Witherspoon), die sich nach einer Trennung nicht nur als Innendesignerin, sondern auch als alleinerziehende Mutter neu erfinden muss, könnte nämlich auf den ersten Blick in der gleichen Welt angesiedelt sein wie »Was das Herz begehrt« oder »Liebe braucht keine Ferien«. Überall sieht es stets gediegen und heimelig aus: vom Dekokissen auf dem Sofa bis zur Großmutter (Candice Bergen) ist alles cremefarben und rosa gehalten, ständig kommt jemand mit frisch geschnittenen Rosen aus dem Garten ins Haus, und an den sorgfältig arrangierten Orangen auf der Küchenanrichte hängen natürlich noch dekorativ die Blätter. Ganz zu schweigen davon, dass jenseits der ersten Dekoklientin (Lake Bell) auch die Menschen in Alices Umfeld alle eher reizend sind, selbst der Ex-Ehemann (Michael Sheen) oder der neue Flirt, ein deutlich jüngerer Möchtegernfilmproduzent (Pico Alexander).

Schon Mutter Meyers hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es sich bei ihren Liebeskomödien um Fantasien handelte. In ihren besten Momenten hatten ihre Filme aber auch immer etwas über die Realität zu sagen, sei es durch smarte Beobachtungen zwischenmenschlichen Verhaltens, das Unterlaufen gesellschaftlicher Erwartungen oder einen dezidiert weiblichen Fokus. In »Liebe zu Besuch« dagegen wirkt alles wie ein Fake, von den Dialogen bis hin zu den Konflikten. Nicht mal der vermeintlich autobiografisch angehauchte Blick auf Hollywood will Meyers-Shyer authentisch gelingen. Und das Ende ihrer Geschichte dominiert statt einer komplexen Frauenfigur eher ein nerviges Männlichkeitsgebaren, für das im Meyers'schen Universum sonst eigentlich selten Platz gewesen ist.

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