Kritik zu Kundschafter des Friedens 2
Robert Thalheim hat eine Fortsetzung seines sympathischen Senioren-Agentenfilms gedreht
Wer kennt noch eine MZ? Die Abkürzung stand für »Motorradwerke Zschopau«, solide Zweitakter der ehemaligen DDR, von Neckermann übrigens in den feindlichen Westen importiert. Es gab sie auch mit Beiwagen, in der 250-ccm-Version. Eine solche Maschine steht in der DDR-Abteilung des Revolutionsmuseums in Havanna, Kuba, und Jochen und Tamara flüchten mit ihr durch die Stadt, natürlich nicht, ohne die obligatorische Abgaswolke zu hinterlassen.
»Die Kundschafter des Friedens« sind zurück, nach sieben Jahren. So nannte man in der DDR euphemistisch die Auslandsagenten des Ministeriums für Staatssicherheit. Beim Begräbnis ihres ehemaligen Chefs in Berlin treffen sie sich wieder, Jochen (Henry Hübchen), der geschäftsbeflissene Locke (Thomas Thieme), »Romeo« Harry (Winfried Glatzeder) und Tamara (Katharina Thalbach), die Technikspezialistin. Für Technik war im ersten Teil der leider verstorbene Michael Gwisdek als Jaecki zuständig. Aber dass Tamara ihr – analoges – Handwerk versteht, macht schon die furiose Exposition des Films deutlich, in der die Truppe ein Attentat auf Fidel Castro vereitelt, der 1972 nach Rostock kommt, um dem Arbeiter- und Bauernstaat die Ernst-Thälmann-Halbinsel vor Kuba zu schenken.
Klingt kurios, hat aber einen realen Hintergrund: Den Besuch gab es, und die Insel heißt immer noch so. Wie überhaupt der zweite Teil handfester wirkt als der erste. Helene (Corinna Harfouch), die Tochter des Chefs, engagiert das Team bei der Beerdigung, weil sie eine Intrige und ein vertauschtes Testament fürchtet, durch das die kleine Insel an die Amerikaner verkauft werden soll – das gibt sie zumindest vor. »Wenn einer den Sozialismus rettet, dann wir«, heißt es, und das Team macht sich auf den Weg nach Kuba, wo nach erledigter Mission ein All-inclusive-Aufenthalt in Varadero winkt.
Natürlich sind die vier Wendeverlierer nie in der Bundesrepublik angekommen und kleben noch an einem Land, das es nicht mehr gibt. Damit treiben Regisseur Robert Thalheim und sein Co-Drehbuchautor Peer Klehmet ihre Späße, wenn Jochen und Tamara etwa, als sie ein Zahlenschloss für einen Schlüssel knacken müssen, die wichtigen Zahlen der DDR durchhecheln (»Einschulung von Markus Wolf«). Oder wenn Tamara im Resort das kubanische Revolutionsquiz gegen den Quotenwessi Klaus gewinnt. Aber da sie allesamt Loser sind, gönnt man ihnen auch ihre Ostalgie – vor allem, als Jochen dahinterkommt, dass sie Helene auf den Leim gegangen sind.
Am Ende wird es dann allzu turbulent, auch wenn die Action – im Vergleich etwa zu den »R.E.D.«-Filmen – ziemlich gebremst ist. Aber Witz und Charme verliert der Film bis zu seinem Schluss nicht. Ein goldener Colt (!!!) spielt eine Rolle, und der Score treibt die Handlung mit einem Siebziger-Jahre-Sound voran, der wieder von der DEFA-Agentenserie »Das unsichtbare Visier« inspiriert ist. Und wenn Locke den Amerikanern das »Wilhelm-Pieck-Atoll« schmackhaft macht, lässt das auf ein weiteres Abenteuer hoffen.
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