Kritik zu Jack Reacher: Kein Weg zurück
Mit Edward Zwick statt Christopher McQuarrie im Regiestuhl bietet das Sequel letztlich das Gleiche wie vor vier Jahren das Original: solide, kurzweilige Action-Unterhaltung mit Tom Cruise als wichtigstem Spezialeffekt
Fortsetzungen, mit denen kaum noch jemand gerechnet hatte, sind das große Thema des Kinojahres 2016, und nach »The Huntsman & the Ice Queen«, »Independence Day: Wiederkehr«, »Blair Witch« oder »Inferno« reiht sich nun auch »Jack Reacher: Kein Weg zurück« in diese bemerkenswert lange Liste ein. Vier Jahre ist es her, dass Tom Cruise sich erstmals in der Rolle des ehemaligen Militärpolizisten über die Leinwand prügelte, was damals sowohl vom Publikum als auch von der Kritik als solide, aber eben nicht überschwänglich beurteilt wurde. Doch vermutlich sollte man sich nicht über die Rückkehr eines Protagonisten wundern, der es in Romanform auf eine Auflage von rund 60 Millionen bringt und demnächst mit einem neuen Buch von Schöpfer Lee Child in die 21. Runde geht.
Das Sequel zu »Jack Reacher« basiert nun auf Roman Nummer 18 (in Deutschland erst in diesem Jahr unter dem Titel »Die Gejagten« veröffentlicht), und noch immer ist Reacher (Tom Cruise) ein einsamer Wolf, der fernab der offiziellen Wege für Recht und Ordnung sorgt. Noch bevor der Film überhaupt losgeht, hat er bereits mehrere Angreifer gleichzeitig zu Fall gebracht, wenige Minuten später werden korrupte Cops in Handschellen abgeführt. Doch als Reacher nach Washington aufbricht, um beim alten Arbeitgeber seine Kontaktperson kennenzulernen, gerät er schnell in eine deutlich brenzligere Situation. Denn Major Susan Turner (Cobie Smulders) sitzt plötzlich wegen Hochverrats im Gefängnis, er selbst steht unter Mordverdacht, und ehe man sich's versieht, sind die beiden auf der Flucht, verfolgt längst nicht nur von den Kollegen der Militärpolizei. Und wohlgemerkt mit einer Jugendlichen (Danika Yarosh) im Schlepptau, die womöglich Reachers Tochter ist.
Nach Christopher McQuarrie beim ersten Teil nahm für »Jack Reacher: Kein Weg zurück« nun Edward Zwick auf dem Regiestuhl Platz. Einen wirklichen Unterschied macht das nicht: Auch er ist – von »Glory« über »Last Samurai« bis »Love and Other Drugs« – immer eher Regiehandwerker als -künstler gewesen; niemand mit eigener Handschrift, aber ohne Frage mit Händchen für gut aussehendes Unterhaltungskino. In diesem Fall ist das die richtige Wahl, schließlich ist der Film ohnehin ein Vehikel für Tom Cruise, der sich auch mit Anfang 50 immer noch und mehr denn je als Actionheld definiert.
Überhaupt sind »solide« und sogar »altmodisch« Worte, die »Jack Reacher: Kein Weg zurück« recht treffend beschreiben. Hier geht es nicht um Superhelden (auch wenn Reacher einigermaßen unverwundbar scheint) und Spezialeffekte (sogar Explosionen werden erst im Endspurt aufgefahren), sondern um ein gutes altes Katz-und-Maus-Spiel mit vielen Prügeleien und gelegentlichen Schusswechseln. Im Vergleich zum Vorgänger fällt auf: Die Frauenfigur ist dieses Mal interessanter, ein gewisses Augenzwinkern durch einen Bösewicht wie Werner Herzog fehlt, und das Menscheln durch Reachers blitzartig entwickelte Vatergefühle wird etwas dick aufgetragen. Insgesamt aber bietet der Film ohne Frage kurzweilige Action, und dass er zwischen all den anderen – größtenteils katastrophalen – Sequels dieses Jahres keine Schlagzeilen macht, ist durchaus ein Kompliment.
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