Kritik zu Immer wieder Dienstag
Krise als Chance, das ist das Motto dieses Wohlfühlfilms aus Schweden, in dem eine betrogene Ehefrau noch einmal das Beste aus ihrem Leben macht
Wie leicht ausgelassene Familienfeste zu explosiven Minenfeldern werden können, wurde im Kino schon in vielen Varianten durchgespielt. Doch anders als etwa Thomas Vinterberg in »Das Fest« oder Jonathan Demme in »Rachel Getting Married« zettelt die Schwedin Annika Appelin keinen tragisch existenziellen Schlagabtausch an. Sie nutzt vielmehr das Familiendrama eher verspielt und sinnlich als Karussell neuer Möglichkeiten. Die Krise fungiert da als kleiner Schubs aus den festgefahrenen Bahnen des Lebens, man könnte ja noch mal was ganz Neues probieren, alten und neuen Leidenschaften nachgehen …
Gerade noch herrschten turbulente Fröhlichkeit und beschwingte Ausgelassenheit auf dem sommerlichen Fest zum 40. Hochzeitstag von Sten und Karin. Freunde und Familie sind versammelt, um das Paar zu feiern, und während er sich draußen großspurig vor den Gästen produziert, verschwindet sie in der Küche, um letzte Hand an die Revival-Hochzeitstorte anzulegen, just in dem Moment, als auf seinem dort liegenden Handy eine recht eindeutige Nachricht mit üppig entblößter Oberweite aufpoppt: »Bald kannst du kosten, du Frechdachs!« Wütend stürmt sie nach draußen, wo er gerade seine Gelenkigkeit auf dem Dachbalken der Terrasse demonstriert und vor lauter Schreck über die Offenlegung seiner Untreue auf den Maxigrill kracht und von dort krankenhausreif auf den Steinboden.
Weil der Täter zum Opfer wurde, läuft Karins Wut erst mal ins Leere, Trost findet sie beim Dienstagstreff mit ihren Saunafreundinnen und bei einer alten Schulkameradin, die sie dazu anstiftet, an ihren frühen Traumberuf Köchin anzuknüpfen. Spontan beschließen die Freundinnen beim abendlichen Dinner, sich für den Kochkurs des Gourmetkochs anzumelden. Und weil die von der Schwedin Marie Richardson ausgesprochen sympathisch gespielte Karin keine Frau ist, die sich in die Ecke verzieht, um ihre Wunden zu lecken, eröffnen sich aus einer Mischung aus Trotz und Lebenslust plötzlich ungeahnte Möglichkeiten. Und das sowohl bei der Zubereitung raffinierter Gerichte als auch beim Flirt mit dem zuerst recht missmutigen Koch (Peter Stormare), den sie mit ihrer direkten Art, einem zauberhaften Lächeln und ihrer eigenwillig kreativen Einstellung zum Kochen bald aus der Reserve lockt. Zarte Liebesfunken vermischen sich mit köstlichen Gerichten, bis die vier Frauen die Idee zum gemeinsamen Cateringservice aushecken.
Ganz großes Kino ist das nicht, sondern eher eine Ansammlung sympathischer Momente, schon weil es immer ein Vergnügen ist, Menschen dabei zuzuschauen, wie sie verschüttete Gefühle freilegen und schlummernde Sinnlichkeit wiederentdecken. Nach einigen Turbulenzen mit
dem umtriebigen Gatten, dem scheuen Liebhaber und der empörten Tochter sind am Ende alle glücklicher, als sie es zuvor waren, und die Moral von der Geschichte: Das Leben ist erst zu Ende, wenn man seine Möglichkeiten ignoriert und sich aufgibt. Keine große Sache, aber ein sympathisches Intermezzo.
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