Kritik zu Heute bin ich Samba
Drei »Ziemlich beste Freunde«, das Regieduo Eric Toledano, Olivier Nakache und ihr Star Omar Sy drehten nach ihrer Erfolgskomödie erneut ein Feelgoodmovie über ein schweres Thema: illegale Migranten
Samba (Omar Sy) kommt aus dem Senegal und hält sich seit Jahren in Paris mit Hilfsarbeiterjobs über Wasser. Kurz vor dem Erreichen seines Traumziels, der Festanstellung in einem Restaurant, gerät er ins Visier der Ausländerbehörde. Statt wie erwartet die unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, wird er in Abschiebehaft gesteckt. Doch er kann untertauchen und erfährt anwaltliche Hilfe von einer Flüchtlingsorganisation. Dort begegnet er der ehrenamtlich arbeitenden Alice (Charlotte Gainsbourg), einer Managerin, die einen Zusammenbruch erlitten hatte.
So beginnt eine tragikomische Odyssee durch die Parallelwelt illegaler Migranten, zwischen Arbeiterstrich, Tagelöhnerjobs und Razzien, in der die Absurditäten des Systems sichtbar werden. Der Zwang, sich als Rädchen im urbanen Getriebe möglichst unsichtbar zu machen, führt zu lustigen Maskeraden, etwa als Geschäftsmann mit Zeitung in der Hand. Sambas Freund Wilson ist, à la Fasten auf Italienisch, seine falsche Identität als brasilianischer Sonnyboy fast zur zweiten Natur geworden. Neben Streiflichtern auf dieses tägliche Rollentheater beleuchtet der Film in kafkaesken Anekdoten den Verschiebebahnhof zwischen gesichtslosen Bürokraten und ausführenden Flics, die, sofern sie einen guten Tag haben, Laisser-faire walten lassen. Ganz zu schweigen vom Gemenschel mit den Flüchtlingshelferinnen, denen die verordnete Distanz kaum gelingt. Ohne Pathos werden nebenbei die psychischen Folgen dieser emotionalen Achterbahnfahrt zwischen Willkür, Vogelfreiheit, Solidarität und Einsamkeit angedeutet.
In diesem im Grunde alptraumhaften Kampf um das Ankommen in der französischen Gesellschaft fungiert Omar Sy erneut als Sympathieträger und lässt hinter Sambas unbeschwertem Charme herzzerreißende Melancholie durchscheinen. Dass der Held bei seinem Navigieren durch diese täglichen Unwägbarkeiten nicht als idealisierter Tugendbold auftritt, sondern auch moralischen Schiffbruch erleidet, spricht für das differenzierte Drehbuch. Erneut gelingt es dem eingespielten Filmemacherteam, die triste Realität durch Humor aufzulockern, ohne die Plausibilität der Geschichte zu untergraben.
Der Pferdefuß dieser unterhaltsamen Tragikomödie ist jedoch der Nebenplot über Alice' Versuch, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Schon die Parallelisierung ihrer seelischen Krise mit Sambas existenziellen Strapazen wirkt (vorsichtig ausgedrückt) unangebracht. Keiner kann zwar so ergreifend abgewrackt daherkommen wie Charlotte Gainsbourg. So glaubhaft sie aber als ausgebrannte Karrierefrau agiert, so befindet sie sich doch im falschen Film. Angestrengt wird bei der zarten Annäherung zwischen Alice und Samba der Elefant im Raum – die oft praktizierte Scheinheirat zur Erlangung des Aufenthaltsrechts – ignoriert. So verstreicht bei dem vergeblichen Versuch, diese unwahrscheinliche Romanze mit Sambas Überlebenskampf in Einklang zu bringen, viel Filmzeit. »La mayonnaise ne prend pas«, wie der angehende Koch wohl sagen würde.
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