Kritik zu Guardians of the Galaxy 2
Die Underdogs im Marvel-Universum sind erwachsen geworden – zumindest in Ansätzen. In der Fortsetzung des Kinosommerhits aus dem Jahr 2014 haben sich die »Guardians of the Galaxy« im Superhelden-Kosmos etabliert – und dabei ihren Charme behalten
Die Welt der Superhelden aus dem Marvel-Universum ist in den vergangenen Jahren immer unübersichtlicher und vor allem austauschbar geworden. Schon lange vergeht kein Monat mehr, in dem nicht mindestens ein Spider-Man, Hulk, Thor, Captain America, die X-Men oder auch die Avengers die Welt retten müssen. Umso erfrischender traten da vor knapp drei Jahren die »Guardians of the Galaxy« auf den Plan, jene Chaoten um den großmäuligen, aber liebenswerten Peter Quill (Chris Patt). Nun also die Fortsetzung, die zwar mit einigen Längen, gleichzeitig aber mit reichlich Witz und noch immer dem Charme der nicht ganz perfekten Superhelden aufwartet.
Dieses Mal ist der mutierte Waschbär Rocket, der mit seinem Diebstahl bei der hilfesuchenden, goldfarbenen Hohepriesterin Ayesha (Elizabeth Debicki) eine der ersten Katastrophen und actionreichen Gefechte auslöst. Im ersten Teil war es Peter, der sich durch den Raub eines kugelförmigen Artefakts gleich mehrfach Ärger eingehandelt hatte - das ist nur eine der vielen Parallelen zu dem Vorgänger. Egal, wer da eigentlich gegen wen kämpft, welche Koalitionen sich immer mal wieder verschieben und wer sich von Böse zu Gut oder umgekehrt wandelt. Zunächst steht der Aufstand der »Ravagers« gegen ihren Anführer Yondu (Michael Rooker), Peters Adoptivvater, im Vordergrund. Der wird später noch eine ganz andere Rolle in dem ungewöhnlichen Superhelden-Team spielen.
Denn im Kern geht es bei all den knallbunten Explosionen und teils schrägen Auseinandersetzungen um Freundschaft und Familie, um Vertrauen und Verlässlichkeit. Während sich im Vorgänger die verkorksten Außenseiter erst zu einer Art Ersatzfamilie zusammenraufen mussten, wird die junge Bande nun auf mehrere harte Proben gestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass Peter nun auf seinen leiblichen Vater trifft: Ego, ein himmlisches Wesen und eine gottähnliche Gestalt, großartig verkörpert von Kurt Russell. Gleich zu Beginn taucht Ego in einer Rückblende mit perfekter Fönwelle und ebensolchem 80er-Jahre-Outfit auf.
Überhaupt greift Regisseur und Drehbuchautor James Gunn erneut mächtig in die Retrokiste. Peters ständiger Begleiter ist sein Walkman, darin der »Awesome Mix Vol. 2« mit allerlei Klassikern wie George Harrisons »My Sweet Lord« – auch als Anspielung auf Peter, der sich im ersten Teil »Star Lord« nannte. Dieses Tape ist es dann auch, das den beschwingenden Soundtrack liefert, der bei allem futuristischen Schnickschnack dem bombastischen Weltallepos seine große Leichtigkeit verleiht.
Ansonsten entwickelt der Zuschauer nach und nach zu jedem der Protagonisten ein fast liebevolles Verhältnis. Bei dem vorwitzigen Rocket, der so manches Mal an den Gestiefelten Kater erinnert, und dem kleinen Baumwesen Groot, das an naiver Niedlichkeit kaum zu überbieten ist, funktioniert das wie von selbst. Auch Peter, das erwachsen gewordene Großmaul, und der grundehrliche, aber physisch extrem einschüchternde Dax (Dave Bautista) sind Selbstläufer. Bei der nüchternen, kühlen Amazone Gamora (Zoë Saldaña), dem zwielichtigen Yondu und dem undurchsichtigen Neuzugang Mantis (Pom Klementieff) geschieht es schleichender.
Von Tiefgründigkeit zu sprechen ginge zwar etwas weit. Doch ihren Charme und ihren Witz haben sich die »Guardians« auch im zweiten Teil bewahrt. Eine wachsende Fangemeinde ist ihnen damit so gut wie sicher. Reines Kalkül? Noch vor dem Kinostart hat Regisseur Gunn bereits den dritten Teil angekündigt und einen vierten nicht ausgeschlossen. Hoffentlich ereilt seine Underdogs dann nicht das gleiche Schicksal wie ihren Superhelden-Counterparts.
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