Kritik zu Godzilla
Das amerikanische Reboot zum 60. Geburtstag der japanischen Riesenechse ist eine brachiale Erlösungsphantasie in der das Monster der Menschheit als regulierende Naturgewalt beisteht. Ein ungewöhnlich schöner und versöhnlicher Monsterfilm
Mit dem US- Reboot Godzilla kommt rechtzeitig zum 60. Geburtstag der japanischen Riesenechse der mittlerweile 30. Godzilla-Film in die Kinos. Die Faszination für die Kinderzimmerästhetik des japanischen Monsterfilms (Kaiju Eiga) lässt sich schön am Beispiel der Augsburger Puppenkiste veranschaulichen: Auch bei den Fernsehaufzeichnungen des Marionettentheaters ging es nie darum, Realität abzubilden. Die Fäden an den Puppen sind immer deutlich sichtbar und gehören zum ästhetischen Selbstverständnis der Darbietung, die genau daraus ihren Reiz gewinnt. So sind auch die detailverliebten Kulissen vor handgemalten Bildleinwänden, die in den 50er und 60er Jahren in den Tokioter Toho Studios unter der künstlerischen Leitung des Spezialeffekt-Regisseurs Eiji Tsuburaya entstanden, bis heute unerreicht. In den Miniaturlandschaften und Nachbauten japanischer Großstädte fühlte sich auch die wandelbare Sauriermutation Godzilla (bis heute traditionell dargestellt von einem Schauspieler im Monsterkostüm) wohler als in der Realität. Glauben musste man den liebenswerten Gojira (so der japanische Name) nie. Aber man konnte sich wunderbar mit diesem unverstandenen Kind, das 1954 als Nachgeburt der Atombombe entstanden ist, identifizieren.
Mit Szenen eines Störfalls in einem japanischen Atomkraftwerk und der riesigen Flutwelle, die Godzilla beim Auftauchen erzeugt, beschwört Edwards die realen Bilder der Tsunami- und der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Er baut darauf, dass sich die Nachrichtenbilder von 2011 ins kollektive Unterbewusstsein eingebrannt haben und nun einen Moment wahrhaftiger Bedrohung auslösen. Katastrophenkino ist am wirkungsvollsten, wenn es aktuelle Ängste aufgreift.
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