Kritik zu Following Habeck
Malte Blockhaus porträtiert den Grünenpolitiker, indem er ihn mit der Kamera hinterherläuft und sich mit politischen Aussagen zurückhält
Robert Habeck keucht. Er ist gerade in Berlin am Hauptbahnhof angekommen, einen roten Rucksack auf dem Rücken. Er ist am Ziel; der politikgeschulte Zuschauer weiß: nicht als Spitzenkandidat der Grünen, aber immerhin als deren Bundesvorsitzender. Dann springt der Film zwei Jahre zurück und beginnt da, wo Robert Habeck zuerst auffiel, in Schleswig-Holstein.
»Following Habeck« ist nicht nur der Titel des Films, sondern auch sein Programm. »Mäuschen« habe er spielen wollen, sagt Malte Blockhaus, und er habe seinen Film auch gar nicht auf diese Länge angelegt. Dann hätte er weitere Fördermittel beantragt. So hat er sein Langfilm-Debüt mit einem schmalen Budget von 20 000 Euro finanziert und alles daran selbst gemacht. Kamera, Ton, Skript. Und er ist Robert Habeck gefolgt, immer wieder, an vierzig Drehtagen, über zwei Jahre lang. Er hat ihn begleitet, von Kiel nach Düsseldorf, nach Aachen und Hannover, von Bürgerforen zu Fernsehsendern oder anderen Institutionen. Und hat dabei ein Roadmovie gemacht, das sich selbst verliert.
Blockhaus' Ziel war es nicht, entlarvende Szenen festzuhalten oder politische Programme zu verbreiten, er wollte sehen, was man so macht, wenn man Politiker am mittleren Ende der Karriereleiter ist und dringend weiterkommen will. Muss man dem Film zugutehalten, dass er ein Erstling ist? Muss man ihm seine Fehler verzeihen, nur weil er sie deutlich zur Absicht erklärt? Es wackelt und kippt in diesem Film, Sätze werden ausgeblendet oder reißen ab, das Schwarzbild ist ein gewolltes Stilmittel, das jedoch keine Struktur schafft.
Vielleicht ist es unfair, »Following Habeck« mit den überaus gelungenen »Wichmann«-Filmen von Andreas Dresen zu vergleichen, aber alles was dort zum Erfolg der Filme beiträgt, fehlt hier. Robert Habeck ist glatt, selbstbewusst und voller Sendungsbewusstsein. Seine Chancen, Spitzenkandidat zu werden, stehen gut. Und als er gegen Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt verliert, trennen ihn nur siebzig Stimmen vom Erfolg. Das ist keine Niederlage, vor allem dann nicht, wenn er im Januar 2018 dann zum Bundesvorsitzenden gewählt wird. Blockhaus dokumentiert also eine Erfolgsgeschichte, fast ohne Brüche oder Extravaganzen. Dresens Wichmann ist ein Beispiel des Misserfolges und ein erstaunlicher Kämpfer gegen Windmühlen. Wo Habeck von Termin zu Termin eilt, macht Wichmann harten Straßenwahlkampf. Er ist Teil einer Familie, die von Habeck bleibt dagegen streng außen vor. Malte Blockhaus konzentriert sich auf seine Hauptfigur und eilt ihr mit wackelnder Kamera nach. Dabei schafft er es jedoch nicht, aus der Beliebigkeit herauszufinden. Immer dann, wenn Habeck zu seiner politic speech anhebt, wenn er Interviews gibt, im Fernsehen oder im Radio spricht, blendet er ab. Ihn interessieren die »echten Momente«, so nichtssagend sie auch sein mögen. Habeck mag im Unterschied zu Henryk Wichmann ein bedeutender Politiker sein, aber er taugt nicht für ein Porträt, das nichts anderes will, als ihn zu begleiten. Habeck muss man provozieren, wenn man etwas aus ihm herausholen will. So ist alles nur wohlkalkuliertes Gerenne bis zum Ziel.
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