Kritik zu Ernest & Celestine – Die Reise ins Land der Musik
Nur eine einzige Note: die neugierige Maus Célestine und der brummelige Bär Ernest werden in Ernests Heimatland mit einer autoritären Ordnung konfrontiert
Erinnert sich noch jemand an »Ernest & Célestine«? Seit dem Leinwanddebüt des ungleichen Gespanns sind immerhin elf Jahre vergangen. In Frankreich 2013 mit dem César als bester Animationsfilm ausgezeichnet und auf der Shortlist für den Oscar, hatte die Geschichte um die Freundschaft zwischen einer kleinen Maus und einem großen Bären hierzulande ihre Premiere beim Kinderfilmfest des Filmfests München (wo sie mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde), kam aber nicht in die Kinos, sondern 2013 nur als DVD heraus. Höchst bedauerlich, denn neben ihrer Geschichte mit einem Plädoyer für Toleranz gegenüber dem anderen bezauberte sie vor allem durch ihren Zeichenstil mit gedeckten Wasserfarben, bei dem die Hintergründe oft nur skizzenhaft angedeutet waren – eine erfreuliche Abwechslung gegenüber den dominanten computergenerierten Animationsfilmen, die sich so stark ähneln.
Jetzt gibt es das zweite Abenteuer des ungleichen Duos zu sehen – erfreulicherweise im Kino, wenn auch weniger beworben als der vier Wochen zuvor gestartete Animationsfilm »Miraculous: Ladybug und Chat Noir«. Bei Letzterem handelt es sich um die Kinoversion einer bekannten Fernsehserie (mit täglich vier Folgen im Disney Channel präsent), während die TV-Serie um »Ernest & Célestine« zum letzten Mal vor zwei Monaten im KiKa ausgestrahlt wurde.
Die Geschichte beginnt damit, dass Célestine Ernest aus dem Winterschlaf weckt. Da die Vorratskammern leer sind und auch kein Geld im Haus ist, bleibt nur die Möglichkeit, durch Musizieren Geld zu verdienen, schließlich ist der Bär ein talentierter Geiger. Doch dann passiert der Maus ein Unglück: Die Geige zerbricht. Schuldbewusst macht sie sich allein auf den Weg nach Charabie, dem Land, aus dem Ernest stammt. Nur der dortige Geigenbauer Octavius sei in der Lage, das wertvolle Instrument zu reparieren, hatte Ernest erklärt und sich zugleich geweigert, je wieder einen Fuß in seine Heimat zu setzen. Aber als er die Notiz seiner Freundin liest, reist er ihr umgehend nach.
In Charabie angekommen, müssen sie feststellen, dass hier nur noch Musik geduldet wird, die aus einer einzigen Note besteht. Der verschwundene Octavius aber sei der Anführer des »musikalischen Widerstands«. Und ausgerechnet der musikliebende Ernest soll daran schuld sein, dass es so weit gekommen ist, habe er doch an dem Tag, als er Richter werden sollte, das Land verlassen.
»Es ist, wie es ist. Und so bleibt es«, das ist das Mantra von Charabie. Auch Ernest wiederholt es, wenn Célestine mal wieder eine abenteuerliche Idee hat. Aber jetzt begreift er, welchen Schaden diese Haltung anrichten kann. In Charabie wird nämlich von allen Kindern erwartet, dass sie dem Elternteil, der das gleiche Geschlecht wie sie selber hat, in dessen Beruf nachfolgen. Doch Ernest hatte immer mehr Interesse an der Musik als am Richteramt. Während ein maskierter Saxofonspieler die Ordnungshüter narrt, suchen Ernest und Célestine nach Verbündeten im Kampf gegen die autoritäre Gesellschaft, als die Charabie immer mehr erkennbar wird …
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