Kritik zu Ein ruhiges Leben

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Auftragskiller der italienischen Mafia in der tiefsten hessischen Provinz? In dieser deutsch-italienischen Koproduktion mit Juliane Köhler und Toni Servillo ist das der Stoff für eine packende Mischung aus Familiendrama und Thriller

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Ein ruhiges Leben – das hat Rosario sich in Deutschland aufgebaut. Sein kleines, doch feines Hotel-Restaurant in der Nähe Wiesbadens läuft gut, er liebt seine Frau und seinen zehnjährigen Sohn. Ein wenig irritierend ist vielleicht die Kaltblütigkeit, mit der dieser treusorgende Vater und Ehemann Wildschweine schießt oder Kupfernägel in die alten Bäume auf seinem Grundstück schlägt, damit sie absterben und einem Biergarten weichen können. Aber er ist eben ein zupackender Typ, der weiß, was er will. Von seinem mörderischen Vorleben in der Mafia, der er 15 Jahre zuvor durch das Vortäuschen seines Todes entronnen ist, weiß hier niemand.

In zunächst gemächlichem Tempo, ganz auf die Charaktere fokussiert, zeigt Regisseur Claudio Cupellini, wie nun die Vergangenheit zurückkehrt. Zwei junge Italiener, Diego und Edoardo, quartieren sich im Hotel ein, und Rosario erkennt, dass es sich bei Diego um seinen Sohn handelt. Was beide wissen, darf niemand sonst erfahren. Rosario gerät in einen immer tieferen Zwiespalt zwischen dem Bestreben, sein jetziges Leben zu schützen, und dem Wunsch, Diego näherzukommen. Als er Zeuge des Auftragsmordes wird, für den die beiden Männer nach Deutschland gekommen sind, ist die Eskalation vorgezeichnet.

Während die Inszenierung des familiären Alltags zu Beginn des Films stellenweise ungelenk wirkt, findet er zu wahrhaft abgründiger Dynamik, wenn das Charakter- und Familiendrama letztlich zum Mafiathriller wird. Toni Servillo, hierzulande durch Gomorrha und Il Divo bekannt, macht die Fallhöhe Rosarios in seinem Spiel ergreifend spürbar. Auch seine Gegenüber überzeugen, darunter Alice Dwyer als Restaurantangestellte und Juliane Köhler als Ehefrau.

Cupellini findet so unspektakuläre wie frappierende Bilder für den Riss, der durch seine Hauptfigur geht. Etwa bei einer scheinbar harmonischen Tischgesellschaft: Während die Besucher aus Italien, die Angestellten des Restaurants und seine Frau es sich beim Wein gutgehen lassen, sitzt Rosario wie versteinert und starrt ins Leere, dann gräbt sich immer tiefer die blanke Wut über die Eindringlinge in seine Züge. Und dieser Kamerablick auf sein Gesicht genügt, um zu begreifen: Nicht nur seine Vergangenheit hat ihn eingeholt, sondern auch sein früheres Ich, und das ist gefährlich.

Sehr subtile Akzente setzt die Musik. So diskret, dass sie manchmal fast unter der Wahrnehmungsschwelle bleibt, unterstreicht sie die sardonische Logik, mit der hier provinzielle Beschaulichkeit unterhöhlt wird, bis der blanke Terror durchbricht. Es sind gerade diese dezenten Mittel, die Rosarios Geschichte ihre bestürzende Tragik verleihen.

Das Hintergrundrauschen für diese deutsch-italienische Koproduktion bilden die tatsächlichen Umtriebe der italienischen Mafia in Deutschland, spätestens seit dem Blutbad vor einem Restaurant in Duisburg 2007 allgemein bekannt. Sie machen die Handlung glaubhaft. Doch davon völlig abgesehen: Kaum ein Schauplatz könnte geeigneter für diese Geschichte sein als ein lieblichverschlafenes Nest in der hessischen Provinz.

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