Kritik zu Ein Jahr vogelfrei
Fotoapparate statt Jagdgewehre: Jack Black, Steve Martin und Owen Wilson konkurrieren darum, wer die meisten Vögel vor die Linse kriegt
Vieles an diesem Film erscheint kurios, angefangen von seiner bloßen Existenz: Ein Jahr vogelfrei handelt – das allzu raffinierte Wortspiel des deutschen Verleihtitels führt da erst mal auf Abwege – vom Vogelbeobachten, einer Tätigkeit, die sich sozusagen buchstäblich durch Beschaulichkeit und Unaufgeregtheit auszeichnet, nicht gerade Eigenschaften, die auf eine Leinwandumsetzung drängen. Wie wird daraus ein abendfüllender Spielfilm? Man nimmt drei namhafte Komödianten und lässt sie einen für Außenstehende lächerlichen Wettbewerb untereinander ausfechten: Wer kriegt die meisten Vogelarten in einem Jahr vor den Fotoapparat. Es klingt nicht gerade nach einer Idee für einen Blockbuster, aber irgendwie muss es gereicht haben, um grünes Licht zur Produktion zu bekommen. Sehr wahrscheinlich war einer der Verantwortlichen selbst Vogelnarr.
Ein Jahr vogelfrei beginnt mit einer kleinen Einführung in Geschichte und Regelwerk des Wettbewerbs vom Vogelbeobachten. Es ist die Stimme des Programmierers Brad Harris (Jack Black), der hier die Basics erläutert und auch gleich den amtierenden Champion der Szene, Kenny Bostick (Owen Wilson), vorstellt. Brad also bekommt die Nachricht, dass seine Ex wieder heiratet und nimmt sich als Gegenprogramm vor, endlich einen Traum zu verwirklichen und mitzumachen beim Jahreswettbewerb. Das Vogelbeobachten, auch das wird im Film schnell erklärt, ist ein zweifach teures Hobby, es kostet viel Geld und viel Zeit, schließlich muss der ehrgeizige Teilnehmer zu den verschiedensten Jahreszeiten sprich Brutzeiten von Alaska bis Florida reisen und je nach Wetterlage, etwa wenn ein Sturmtief über dem Golf von Mexiko einen »Fall out« verspricht, dazu bereit sein, binnen weniger Minuten ins nächste Flugzeug zu hüpfen.
Obwohl Brads Voraussetzungen zum Mithalten nicht die besten sind – seine finanziellen Ressourcen sind so begrenzt wie die Freizeit, die ihm sein Chef nur knurrend gewährt –, stürzt er sich mit Fernrohr und Fotoapparat bewehrt ins Rennen. Auf einer Tour macht er die Bekanntschaft von Stu Preissler (Steve Martin), der als erfolgreicher Geschäftsmann zwar keinen Geld-, dafür umso größeren Zeitmangel hat. Die Konkurrenz zum arroganten Bostick, der wie der Igel aus dem Märchen immer schon da ist, wo die besten Vögel gesichtet werden, schweißt Brad und Stu augenblicklich zusammen, richtige Freunde werden sie aber erst nach Überwindung eines im Grunde eher undramatischen Konflikts.
Wobei »undramatisch« sozusagen das zentrale Codewort ist: Bringt das Thema Vogelbeobachten schon wenig eigene Spannung mit, verzichtet Ein Jahr vogelfrei auch in seinen Nebenhandlungen auf allzu große Konflikte, aber genauso auch auf allzu grobe Comedy in der Zeichnung seiner Vogelnarren. Seltsamerweise ist es im Lauf des Films gerade dieser entspannte und erholsame Verzicht auf jede Art von Zuspitzung, die den Zuschauer doch noch ein wenig für den Film einnimmt.
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