Kritik zu Der Mann aus Rom

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Bestätigung eines Wunders: In seinem psychologischen Drama lässt Jaap van Heusden theologische und weltliche Motive sehenswert aufeinanderprallen

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Der Vatikan schickt den jungen Priester Filippo (Michele Riondino) in das südniederländische Provinzdorf Limburg. Er soll die Echtheit eines vermeintlichen Wunders kritisch durchleuchten, eine weinende Marienstatue. Für diese Aufgabe ist der spirituelle Ermittler bestens gerüstet. Scheinbar Überirdisches enttarnt der Mann aus Rom mit bodenständigen Werkzeugen wie Schieblehre, Säge und sonstiger Feinmechanik.

Neu ist das Thema nicht. Vincent Lindon verkörperte in Xavier Giannolis »Die Erscheinung« eine ähnliche Detektivfigur, die mit weltlichen Methoden das Geheimnis des Glaubens ergründet. Als Sohn eines Pfarrers taucht der Holländer Jaap van Heusden noch etwas tiefer in die Materie ein. In seinem vierten Film zeigt der Regisseur ein feines Gespür für jene spirituellen und weltlichen Interessen, die bei Filippos Ankunft in Limburg aufeinanderprallen. Angeführt von der manipulativen Mutter (Marie Louise Stheins), der jungen Térèse (Emma Bading) – die die Tränen der Madonna als Erste erblickte –, wird der Priester förmlich dazu genötigt, die weinende Statue hopplahopp als übernatürlich zu beglaubigen.

Welche Hoffnungen an dieses Wunder geknüpft sind, zeichnet sich erst allmählich ab. Mit einer Ellipse verknüpft van Heusden das spirituelle Motiv nämlich mit einer verstörenden Problematik: Wie durch ein verschwommenes Milchglas ist zu sehen, wie Schüler hektisch durch die Schule rennen. Die gelegentlich zu hörenden dumpfen Geräusche entpuppen sich später als Schüsse; angedeutet wird das Schreckenszenario eines Schulmassakers durch die Augen besagter Marienstatue. Die elliptische Erzählweise vermittelt jenen Alpdruck, der auf den Seelen der traumatisierten Angehörigen ermordeter Schüler lastet.

Eine offizielle Bestätigung des Wunders würde Trost spenden, gewiss. Doch die forensischen Methoden, mit denen Filippo der Statue zu Leibe rückt, verletzen die Herzen der traumatisierten Angehörigen aufs Neue. Mit dem faszinierenden Bild der Madonnenstatue, die unter dem MRT-Scan durchleuchtet wird, lässt van Heusden Welten aufeinanderprallen. Zu einem Ereignis wird der Film aber erst durch eine unerwartete Zuspitzung. Subtil deutet sich an, dass sich die Hoffnungen der jungen Térèse – die als Einzige das Schulmassaker überlebte – nicht so sehr auf die kirchliche Bestätigung des Marienwunders fokussieren: Viel wichtiger ist ihr, dass der Priester selbst sich im mehrfachen Sinn als glaubwürdig erweist.

Filippo weiß sehr wohl, dass hier ein echtes Wunder von ihm erwartet wird. Doch als er Térèse zu verstehen gibt, dass er ihr zuliebe tricksen und das Wunder offiziell beglaubigen wird, zieht er ihr den Boden unter den Füßen weg.

Das eigentliche Wunder des Films besteht darin, dass er sein religiöses Motiv im Sinne eines universellen Defizits vermittelt – und zwar mit einer existenziellen Wucht, die sich wie eine griechische Tragödie entlädt. »Der Mann aus Rom« ist ein ausgesprochen spiritueller Film. Michele Riondino als Priester, der mit Gott hadert, und die schweigsame Emma Bading in der Rolle einer jungen Frau, die vergeblich auf Erlösung hofft, bleiben in Erinnerung.

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