Kritik zu Der große Kater
Der deutsche Film- und Fernsehregisseur Wolfgang Panzer bringt Thomas Hürlimanns Erfolgsroman über den diskreten Charme des politischen Treibens in der Schweiz mit deutsch-schweizerischer Starbesetzung auf die Leinwand
»Der große Kater« – so nennen ihn die Kollegen aus der Partei, weil er mindestens sieben Leben zu haben scheint und schon so manchen politischen Skandal unbeschadet überstanden hat. Aber nun geht dem krisenresistenten Schweizer Bundespräsidenten langsam die Luft aus. Die Umfragewerte sind im Keller. Die Partei rebelliert. Da hilft nur noch ein Staatsbesuch des spanischen Königs, der den Kater (Bruno Ganz) mit medialen Schauwerten wieder ins Herz des Volkes schleusen soll. Dabei hat der Mann eigentlich ganz andere Sorgen. Sein jüngster Sohn liegt auf der Krebsstation. Der Vater flüchtet sich vor der privaten Tragödie in die Arbeit, und seine Frau Marie (Marie Bäumer) will ihm das nicht verzeihen.
Thomas Hürlimanns »Der grosse Kater« avancierte 1998 zu einem der wichtigsten politischen Romane der Schweizer Gegenwartsliteratur und analysierte auf vielschichtige Weise und mit realpolitischen Bezügen die Wirkungsmechanismen zwischen Privatem und Politischem. Wolfgang Panzer und die beiden Drehbuchautoren Claus Hant und Dietmar Güntsche haben die anspruchsvolle Vorlage nun fachgerecht in den Sand gesetzt und auf das Niveau einer politischen Soap-Opera heruntergebrochen.
Zahlreiche Hubschraubereinsätze vor alpiner Kulisse können den piefigen Inszenierungsstil nicht kaschieren, der an der Oberfläche die Staatsaffärenchronologie nacherzählt und die Ehekrise im Telenovela-Format abhandelt. Dabei wurden die Darsteller allesamt aus der ersten Reihe rekrutiert. Aber auch ein Ulrich Tukur wird hier zum besseren Statisten und Edgar Selge als graue katholische Eminenz zur unfreiwilligen Karikatur. Selbst Bruno Ganz kann mit seinem routinierten schauspielerischen Führungsstil den Film nicht retten und wirkt in den erotischen Szenen mit der nahezu dreißig Jahre jüngeren Marie Bäumer sogar fast als Fehlbesetzung – und da gehört schon einiges dazu, einen Mann wie ihn so aussehen zu lassen.
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