Kritik zu Bon appétit
Im Beziehungsfilm von David Pinillos muss ein Jungkoch das Rezept für sein Leben finden. Der in Spanien geborene Pinillos, der hier sein Regiedebüt vorlegt, hat bislang vornehmlich als Cutter gearbeitet
Profikochen bedeutet Blut, Schweiß und Tränen, wie wir nicht nur aus Bella Martha und Anthony Bourdains Geständnisse eines Küchenchefs wissen. Und selbst wenn es in Gourmetrestaurants nicht immer so machohaft zugehen sollte wie bei Monsieur Bourdain, erwartet man von einem Film mit dem Titel »Bon Appétit« zumindest ergiebige Kochszenen. Doch schon an dieser Prämisse scheitert dieser Film, der die Irrwege eines Jungkochs zeigt – allerdings meist jenseits des Herds, in Zürich, Bilbao und München.
Vielleicht ist das Drehbuch den Filmförderern aus drei Ländern verpflichtet; aus der Handlung jedenfalls geht kaum hervor, wieso der aufstrebende Koch Daniel, den es aus Spanien in ein Züricher Nobelrestaurant verschlägt, mehr herumreist als dass er kocht. Zunächst knüpft Daniel aber zarte Bande zur Sommelière Hanna (Nora Tschirner), die ihrerseits mit dem verheirateten Restaurantchef Thomas (Herbert Knaup) ein Verhältnis hat. Vierter Mitspieler ist der italienische Koch Hugo (Giulio Berruti), zunächst Busenfreund, dann Daniels schlechtes Gewissen. Ehrgeiz ist pfui, über Geld wird nicht geredet: Willkommen in einer Filmwelt, in der melancholische Endjugendliche in provisorischen Beziehungen gefangen sind, in der ca. ein Dutzend Mal der Satz »Lass uns darüber reden« fällt und dann nur Kalendersprüche folgen, und in der ein nettes kleines Restaurant am Meer, bzw. eine Karriere als Autorin niedlicher Kinderbücher, als rettender Hafen anvisiert werden.
Dieses Wolkenkuckucksheim könnte wenigstens nett aussehen, ist aber so dröge inszeniert, dass es gefühlte drei Stunden dauert, bis der Topf zum Deckel findet. Die oberflächliche Charakterzeichnung macht es unmöglich, sich für die Figuren zu interessieren. Noch nicht mal das Wetter ist stimmig: eine Schwangerschaft beginnt im Winter und endet im Vorfrühling. Mit faden Europuddings dieser Machart lässt sich jedenfalls kein Kinogänger bewegen, die süßen Torten aus Hollywood aufzugeben.
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