Kritik zu Bailey – Ein Freund fürs Leben
Ein Hund und seine Reinkarnationen durch die US-amerikanische Geschichte der letzten 50 Jahre: Lasse Hallström hat W. Bruce Camerons Bestseller aus dem Jahr 2010 verfilmt
Ein Hund? Wer soll den füttern und ausführen? Das mache ich! Man kennt solche Dialoge zwischen Vater und Sohn. Und man weiß, wie das Ganze ausgeht. Auf den ersten Blick scheint Lasse Hallströms Verfilmung des inzwischen auch auf Deutsch vorliegenden Romans aus der Feder des Bestsellerautors W. Bruce Cameron ebenso vorhersehbar zu sein. Der achtjährige Ethan lebt mit seinen Eltern in einem gemütlichen Farmhaus der frühen 60er Jahre. Unbeschwert tollt der Junge mit seinem aus dem Tierheim stammenden Golden Retriever auf den Feldern herum. Fotografiert ist die geschmackvoll ausgestattete Szenerie im Stil eines Norman-Rockwell-Idylls. Verschluckt der Hund eine Goldmünze, das Prachtstück der väterlichen Sammlung, dann scheint das beschauliche Konfliktpotenzial einer antiseptischen Disney-Familienproduktion zu entsprechen.
Die heile Welt, obendrein noch aus der unschuldigen Perspektive des Hundes beobachtet, ist allerdings überschattet von den schwelenden Problemen des schwermütigen Vaters, der sich zunächst über die Kubakrise sorgt, dann mit seiner stagnierenden Karriere als Handlungsreisender hadert und schließlich in die Alkoholsucht abstürzt. Der Konflikt mit dem Alten führt zum tragischen Bruch im Lebensplan von Josh, der als verknöcherter Sonderling zu enden scheint.
Mit einem überraschenden, wahrhaft epischen Erzählbogen folgt der Film nun verschiedenen Reinkarnationen des inzwischen verstorbenen Hundes. Als Polizeihund eines einsamen Cops, Schoßhündchen einer schwarzen Studentin und Kettenhund einer White-Trash-Familie durchlebt Bailey Höhen und Tiefen amerikanischer Kultur – immer aus der Hundeperspektive. Wenn der leidgeprüfte Vierbeiner am Ende zu seinem Herrchen zurückkehrt, um dessen gebrochenes Herz zu reparieren, dann sind diese Bilder nicht ganz kitschfrei. Als warmherziger Familienfilm mit Ecken und Kanten ist Bailey aber dennoch eine Empfehlung.
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