Kritik zu Back in the Game
Clint Eastwood kehrt als alternder Baseball-Talentscout noch einmal auf die Kinoleinwand zurück
Eigentlich sollte der grantelnde Rassist in Gran Torino seine letzte Rolle sein. Nun aber meldet Clint Eastwood sich doch noch einmal als Schauspieler zurück: im Regiedebüt seines langjährigen Assistenten und Produzenten Robert Lorenz gibt er, nun ja, den grantelnden Talentscout eines Baseballclubs. Während die jungen Karrieristen des Vereins Nachwuchsspieler nur noch nach Statistiken auswählen, traut Eastwoods Gus Lobel allein seinem Instinkt und, seit seine Augen ihn zusehends im Stich lassen, seinen Ohren: Wenn es drauf ankommt, erkennt er allein am Abschlaggeräusch eines Batters dessen Stärken und Schwächen. Trotz seiner jahrzehntelangen Erfahrung legt man ihm den Ruhestand nahe. Für Gus Grund genug, es den Grünschnäbeln, die sportliches Talent mit Mathematik erklären wollen, noch einmal zu zeigen.
Von amerikanischen Kritikern wurde der Film häufig als eine Art Gegenstück zu dem hochgelobten Moneyball gesehen, in dem Jonah Hill an der Seite von Brad Pitt genau jene Sorte von Statistiker spielt, die hier am Ende als ahnungsloser Sesselfurzer dasteht. Der Vergleich fiel für Back in the Game meist wenig schmeichelhaft aus: zu vorhersehbar, zu brav – und Eastwoods Auftritt sei vor allem eine Gefälligkeit für Lorenz.
Diese Kritikpunkte treffen es einerseits auf den Punkt, greifen zugleich jedoch auf bemerkenswerte Weise zu kurz. Back in the Game hat gewiss nicht die dramaturgische Finesse und die Energie von Moneyball – aber Lorenz legt es auf solche Attribute auch gar nicht an. Sein Film kokettiert vielmehr damit, gerade nicht als smarter Oscarkandidat konzipiert zu sein. In dieser Haltung gleicht er seinem Protagonisten, der unaufgeregt seinen altbewährten Methoden vertraut und das eitle Ringen um Ruhm den Jüngeren überlässt. Neben Eastwood hat Lorenz auch einige Mitarbeiter aus dessen langjähriger Stammcrew angeheuert: den Kameramann Tom Stern, den Cutter Joel Cox, den Produktionsdesigner James J. Murakami und die Kostümbildnerin Deborah Hopper. Und man meint dem Film die Vertrautheit der Beteiligten, fast durchweg ältere Semester, anzumerken.
Als Neuling dabei ist Drehbuchautor Randy Brown, der sich einiger reichlich abgedroschener Motive bedient, von Gus’ Konflikt mit seiner vernachlässigten Tochter bis hin zur wohlfeilen Entdeckung eines diskriminierten Außenseiters als neuem Baseballstar. Doch ironischerweise macht die Vorhersehbarkeit fast aller Konflikte und Wendungen die Geschichte nicht langweilig, sondern sorgt für eine entspannte Erzählstruktur, bei der es weniger darum geht, was wohl als Nächstes passiert, sondern wie die Charaktere miteinander agieren. Am meisten Vergnügen bereitet Back in the Game dann auch, wenn man sich ganz auf die Chemie zwischen den Darstellern konzentriert, auf die verbalen Scharmützel zwischen Clint Eastwood, seiner Filmtochter Amy Adams, deren Verehrer Justin Timberlake und dem wie immer wunderbaren John Goodman als Gus’ bestem Freund. Sie alle machen das im positiven Sinne routiniert. Wie erfrischend kann es sein, wenn niemand auf der Leinwand etwas »beweisen« will!
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