Kritik zu Adieu Chérie – Trennung auf französisch
In dieser Burleske über ein Ehepaar auf amourösen Irrwegen sorgen zwei gut aufgelegte Komödianten, Karin Viard und Frank Dubosc, für unerwarteten Spaß
Er, Orchesterpianist, ist mit seinem Leben ganz zufrieden. Sie, Redakteurin, ist frustriert darüber, beruflich aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Sie heult, wenn sie den Sohn zum Studium nach Tokio verabschiedet, leidet unter fliegender Hitze und ist auch bei einem Essen zur Feier ihres 53. Geburtstags nur am Knurren. Dann lässt sich Diane auf ein amüsantes Spiel ein: Sie tut so, also würde sie mit ihrem deutlich jüngeren Chef flirten. Das Gerücht über einen Liebhaber hebt ihren Status in der Redaktion und ihre Stimmung. Doch es kommt, wie es kommen muss: Ehemann Alain sieht die WhatsApp-Nachrichten und will die Trennung. Insgeheim aber hofft er, seine geliebte Frau mit diesem Schachzug aufzurütteln, sie dazu zu bringen, sich nach 30 Jahren Ehe wieder neu für ihn zu interessieren.
Diese anfangs wenig überzeugende Prämisse funktioniert ebenso halbwegs bis sehr gut wie alle Kniffe, die den Kurs dieses Paargeplänkels bestimmen. Als Boulevardkomödie par excellence demonstriert dieser Film, dass das Wie, das komödiantische Know-how, wichtiger ist als das Was, das Porträt einer Frau in der Midlife-Crisis. Doch niemand kann so herrlich unleidlich tun wie Karin Viard , die einmal mehr ihr komödiantisches Talent in die Waagschale wirft. Als Diane manövriert sie sich, tollpatschig, das Herz auf der Zunge und mit einem Quentchen Schlitzohrigkeit, in peinlichste Situationen hinein und wieder heraus. So werden selbst abgestandene Filmwitze rund um erotische Unfälle, die Diane in ihrer Laufbahn als frisch gebackener Single durchstehen muss, wieder aufgefrischt. Der von Franck Dubosc gespielte Gatte, der in die selbst gegrabene Grube fällt, ist zuständig für die ausgleichenden Molltöne.
Es ist schon ziemlich gekonnt, wenn das Drehbuch, mit flottem Timing und knackigen Dialogrepliken, veranschaulicht, wie die beiden in einer Kettenreaktion aus Missverständnissen und Gekränktheit, mehr unfreiwillig als absichtlich, in amouröse Irrwege stolpern. Der Seitensprung wird nicht nur wie gehabt (zuletzt in »It's Raining Men«) als Kitt für eingeschlafene Ehen propagiert. Mit der Betrachtung einer Beziehung als strategische Herausforderung, geprägt vom Dauerkonflikt zwischen Liebe und Stolz, erinnert das Szenario von fern an die traditionsreichen »Liaisons dangereuses« – nur das hier im gut situierten hedonistisch-urbanen Milieu Sünden nicht mit Armut, Tod und Schande bestraft werden.
Die Achterbahnfahrt zwischen neuen Partnern, Wohnungen und familiären Herausforderungen ist trotz Klischees unterhaltsam und dabei weniger oberflächlich, als es zunächst den Anschein hat. Das beherrschende Thema hinter dem Trara ist die Angst vor dem Alter. Und wenn Dianes Freundin, eine Autoverkäuferin, manche Single-Männer mit einem »gut gepflegten Mercedes«, dagegen Frauen mit einem »zuverlässigen, unauffälligen Audi« vergleicht, ist das zumindest bedenkenswert. Inspiriert von der argentinischen Ehekomödie »El amor menos pensado« (2018), wäre diese Komödie ihrerseits prima Material für ein deutsches Remake.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns