Kritik zu The Accountant 2

© Warner Bros. Pictures

Ben Affleck ist zurück als autistischer Buchhalter, der sich als überraschend wehrhaft erweist, zumal wenn sein von Jon Bernthal gespielter Bruder mitmacht. Diesmal hilft das Paar, einer Gruppe von Menschenhändlern auf die Spur zu kommen

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Die Geschichte läuft in etwa von hinten durch die Brust ins Auge: Gesucht wird eine auf dem illegalen Immigrationsweg in die USA im mexikanischen Juárez verschollene Familie, woraufhin Finstermänner sonder Zahl und unterschiedlicher Zugehörigkeit aus allerlei Löchern kriechen sowie eine rätselhaft unberührte Superkillerin. Alsdann fliegen die Fetzen und liegen die Leichen und wechseln die Allianzen. Der Buchhalter, Christian Wolff (selbstverständlich nicht sein richtiger Name), tritt auf und greift der im Trüben fischenden respektive ermittelnden Agentin Medina von der Fin-CEN-Behörde helfend unter die Arme. Und dann dauert es auch nicht lange, bis Christians jüngerer Bruder Braxton mit an Bord geht, wenngleich total beleidigt, weil der Ältere seiner Ankündigung, er werde sich bald mal wieder melden, offenbar keine Taten hatte folgen lassen. Neun Jahre ist das inzwischen her und geschah gegen Ende von »The Accountant«, als die Brüder einander nach vielen Jahren ausgerechnet inmitten einer Riesenschießerei wieder begegnet waren.

Die Gewalt haben sie auch im Sequel »The Accountant 2«, neuerlich unter der Regie von Gavin O'Connor, im Schlepptau. Der Vater hat sie den Brüdern mitgegeben, ein dekorierter Militär und Anhänger archaischer Männerbilder. Der Patriarch befand, dass Christian, der mit einer Form des Autismus lebt, zum Opfer prädestiniert sei und sich wehren können müsse; also ließ er gleich beiden Sohnemännern eine abhärtende Erziehung angedeihen. So dass wir es nunmehr mit zwei hochgefährlichen Tötungsmaschinen zu tun haben, in denen kleine Jungs stecken, die um ihre Kindheit betrogen wurden. Dementsprechend albern gehen sie mitunter zu Werke. Da die Chemie zwischen Ben Affleck als Christian und Jon Bernthal als Braxton stimmt, wird es dann auch mal ziemlich sentimental, um nicht zu sagen rührselig. Bevor man sich wieder darauf besinnt, dass es sich um einen Actionfilm handelt und die Fäuste fliegen und die Riesenknarren ballern. Diese Mischung ist geradezu charmant.

Und täuscht doch nicht darüber hinweg, dass unübersehbar eine Frage im Raum steht: Wer oder was ist hier eigentlich normal? Etwa der Vater, der aus den Brüdern wehrhafte Kämpfer machte? Oder die Kriminellen, die an der Grenze einen schwunghaften Menschenhandel betreiben? Gar Christians »Leute«, die in der Autistenklinik an Supercomputern sitzen und nötigenfalls auf den Datenschutz pfeifen? Wie dünn und wie relativ die Grenze zwischen der Norm und der Abweichung ist, zeigt auch ein von Agentin Medina unternommener Exkurs zum Thema Gehirntrauma und Persönlichkeitsveränderung, denn so viel Zeit muss sein. Zeit genug ist auch, um beim Line Dancing eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen, einen Dialog mit einer Hundezüchterin zu improvisieren und in der Wüste großkalibrig herumzulärmen, denn bekanntlich wachsen die Bösen immer nach. Fakt ist, dass man sich in diesem Genre schon weitaus schlechter amüsiert hat und daher dem geplanten dritten Teil mit einiger Vorfreude entgegensehen kann. 

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