News
21.02.2025
Bei der Jubiläums-Berlinale weist ein Publikumszuwachs zwar in die richtige Richtung, doch in einem schwachen Wettbewerb gibt es nur einen Favoriten: »The Blue Trail«, eine Farce auf alternde Gesellschaften. Am Samstag werden die Bären verliehen.
19.02.2025
Berlinale 2025: Fünf Jahre nach dem Hanau-Attentat zeigt eine Dokumentation den Kampf der Hinterbliebenen um Aufarbeitung. Außerdem: Richard Linklaters Wettbewerbsbeitrag »Blue Moon«.
18.02.2025
Von Komödie bis Sozialdrama, deutsche Filme wie »Was Marielle weiß«, »Mit der Faust in die Welt schlagen« und »Heldin« begeistern auf der Berlinale.
Was man fragen (und beantworten) kann – und was nicht
Die Frage, ob sie (Sandra) es war oder nicht, ist im Grunde irrelevant, so sehr man sie auch nach dem Anschauen des Films erörtern möchte. Das Drehbuch lässt die Frage offen – und damit ist (und bleibt) sie offen.
Im Film aber fallen Entscheidungen, das ist Fakt. Darum sollte in der Rezeption auch vor allem dieser Punkt hinterfragt werden: Waren die Entscheidungen richtig oder eher falsch? Die Geschworenen hatten ja auch keine tatsächlichen Beweise, nur Eindrücke, trotzdem mussten sie sich entscheiden: Freispruch oder Schuldig.
Die wichtigste Entscheidung trifft vor ihnen allerdings das Kind, Daniel – der elfjährige Sohn. Im persönlichen Gespräch unter Anleitung der vom Gericht eingesetzten Betreuerin lernt er den Unterschied zwischen sich nicht sicher sein (denn auch er weiß nicht, ob seine Mutter es nicht doch war) und sich zu entscheiden. Letzteres macht er dann als Zeuge vor Gericht, indem er aussagt: Sein Vater habe mit ihm (bei einer Autofahrt) über seinen Tod geredet, wenngleich verschlüsselt auf den Blindenhund Snoop bezogen. Was nahelegt, Samuel hatte Suizid-Gedanken.
Natürlich ist auch nach dem Freispruch weiterhin offen, wie dieser Samuel wirklich ums Leben kam, denn das könnte eigentlich nur seine Frau aufklären, sofern sie etwas damit zu tun hatte. Doch wie gesagt, es geht um eine fiktional erzählte (gedrehte) Geschichte, keine Doku. Dennoch kommt es am Ende noch zu zwei gefühlsmäßigen Handlungen, die zumindest subjektiv von entscheidender Symbolik zu sein scheinen: Daniel umarmt liebevoll seine wieder heimgekehrte Mutter – und Snoop, trainiert auf sensibelste Wahrnehmung aller menschlichen Sinne – legt sich vertrauensvoll zu ihr auf die Couch zum Schlafen.
Auch wenn man etwas nicht hundertprozent weiß im Leben, muss man sich doch "irgendwie" und "irgendwann" entscheiden! Ist nicht gerade das die Botschaft? Übrigens wunderbar gespielt, neben Snoop und Daniel, auch von Sandra (Hüller) und Vincent (Swann Arlaud), dem charismatischen Anwalt. Immer – oder fast immer – argumentiert er aus wohltuender Distanz. Und als Sandra ihn und seine Kollegin nach dem Prozess beim tollen Essen und Trinken im Lokal fragt, ob sie Siege immer so feiern würden, antwortet er: "Siege? Wir haben noch nie gesiegt!" Super!!