Kritik zu Rehragout Rendezvous

© Constantin Film

Bereits zum neunten Mal inszeniert Ed Herzog einen der Heimatkrimis von Rita Falk, in denen sich alles um Eberhofer Franz, den Dorfsheriff von Nieder­kaltenkirchen, dreht und Verbrechen hemdsärmelig nebenbei aufgeklärt werden

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Am Weihnachtsabend lässt die Oma die Bombe platzen. Sie werde, sagt sie, den hauswirtschaftlichen Betrieb einstellen und zur Mooshammerin in die Frauen-WG ziehen. Dies sei als Vorbereitung der den Eberhofer-Hof mitbevölkernden Familienmitglieder zu verstehen; darauf nämlich, dass sie nicht ewig da sein werde, um zu putzen, zu kochen, zu waschen und einzukaufen. Dass das mit der plötzlichen Eigenverantwortung der von der Oma jahrzehntelang verwöhnten Bagage nicht gut gehen wird, lässt sich denken, und in der Tat steht ein halbes Jahr später der Christbaum immer noch in der Stube und rundherum schaut es aus wie bei der Sau unterm Sofa. Doch das ist bei weitem nicht das einzige Problem, mit dem wir es in der Folge zu tun bekommen, denn in Niederkaltenkirchen sowie im niederbayrischen Drumherum mag es zwar recht unspektakulär ausschauen, es geht aber im Allgemeinen ziemlich hoch her. Erst recht, als sich, wie weiland in David Lynchs »Blue Velvet«, ein abgetrenntes menschliches Ohr anfindet, das das ländliche Idyll empfindlich stört.

Eberhofer Franz, die Neunte; Ed Herzog verfilmt den 2021 erschienenen Roman »Rehragout-Rendezvous« aus der von Rita Falk verantworteten Heimatkrimi-Reihe rund um den tiefenentspannten Dorfsheriff, und wieder sind die üblichen Verdächtigen mit dabei. Sichtlich erfreut über die neuerliche Gelegenheit zur Zusammenarbeit und für jeden Quatsch zu haben. Also läuft Eisi Gulp in der Rolle des Kiffervaters aus gegebenem Anlass zum größten Schimpftiradisten weit und breit auf und vermittelt wertvolle Einblicke ins Wörterbuch der bayrischen Kraftausdrücke. Während Lisa Maria Potthoffs Susi, zur stellvertretenden Bürgermeisterin ernannt, einleuchtend demonstriert, was frau mit einem rosa Bommel-Kugelschreiber nicht alles vorantreiben kann. Niederkaltenkirchens »unique selling point« dingfest machen, beispielsweise, und selbigen sodann auf der legendären Kreisverkehrsinsel enthüllen: Hallo, Touristenattraktion! Allerdings schießt die Susi auch ein Eigentor, indem sie den Franz'schen Posten auf hausmannstaugliches Halbtags reduziert, woraufhin dessen Manneskraft auf unter-halbmast sinkt. Was wiederum die Spezln zur Einberufung eines Spezl-Wochenendes veranlasst, im Zuge dessen unterschiedliche Konzepte von Virilität im wahrsten Sinne des Wortes aufeinanderkrachen. Und weil der Birkenberger wie gewohnt vor keiner Gefahr zurückschreckt, wird auch der Mordfall noch aufgeklärt, wie immer eher nebenher.

Schon klar, dass man die hemdsärmelige Weise, mit der hier dem Blödsinn die höheren Weihen verliehen werden, mögen muss. Man muss dafür aber nicht unbedingt aus Bayern stammen. Provinz ist schließlich überall. Brodelnde Gerüchteküchen und Familiengeheimnisse finden sich auch im Hohen Norden, und hier wie dort kann es sehr hässlich werden, wenn es um Besitzstandswahrung geht. Dass der Eberhofer und die Seinen die alleweil drohende Tragödie unermüdlich mit der Posse kontern, ist da nur recht und billig.

Meinung zum Thema

Kommentare

Es ist mir unbegreiflich, wie epd-Film eine Kinokritik schreiben kann, ohne das Pendant „Buch“ zu Rate zu ziehen.
Mein geliebter „Eberhofer“ wurde im neuen Kinofilm von Constantin gemein vergewaltigt! Blödeleien, Plattitüden - nein! Das hat nichts mit dem Buch und auch nichts mit den nah am Buch geschriebenen bisherigen Filmen zu tun!
Es wäre gut, wenn epd-film besser recherchieren würde, und das Buch zum Abgleich nähme.
Rita Falk sei dagegen gut beraten, eine weitere Zusammenarbeit mit Constantin zu unterbinden!

teile die meinung von Frau Falk, platt, ordinär, hirnloser Klamauk, hat nichts mehr mit den bisherigen Eberhofer Filmen zu tun

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