Kritik zu Schocken – Ein deutsches Leben

© Salzgeber

2021
Original-Titel: 
Schocken, Al Gvul HaKonsensus
Filmstart in Deutschland: 
04.11.2021
L: 
82 Min
FSK: 
6

Leben und Werk des Unternehmers, Philanthropen und Kunstmäzens Salman Schocken sind in Deutschland viel zu unbekannt. Die Gebäude seiner modernen Kaufhäuser bereichern noch heute Städte im Südosten Deutschlands

Bewertung: 3
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»Spar-Land« steht auf übrig gebliebenen Werbebannern leerer Schaufenster in der Zwickauer Innenstadt, über denen sich ein dreistöckiges Gebäude erhebt. Das ehemalige Kaufhaus war nach seiner Gründung 1907 eine Institution in der Stadt und für die Qualität der Waren bekannt, Eigentümer Salman Schocken galt als vorbildlich im Umgang mit seinen Angestellten. Denn der Autodidakt, der in seiner Kindheit in Polen nur vier Jahre die Schule besuchen konnte, hatte neben der kaufmännischen auch eine philanthropische Seite und war wesentlicher Treiber einer »hebräischen Renaissance«, die dem Judentum kulturelle Wurzeln geben wollte. Er war einer der bedeutendsten Sammler von Judaica, gründete eine (heute noch bestehende) Druckerei und einen Verlag, der das Werk von Franz Kafka betreut und den späteren Nobelpreisträger Samuel Joseph Agnon förderte. 

Um die Eintrittsschwelle zu verringern, waren die bald auch anderswo im Osten Deutschlands eröffneten Schocken-Kaufhäuser nicht im üblichen Prunkstil, sondern modern und offen angelegt. Auch das reizte die Nazis, die schon früh gegen Schocken hetzten. Als SA und SS die Kaufhäuser auch körperlich angriffen, verstärkte Schocken den Wachschutz. Und gründete 1933 mit der »Schocken-Bücherei« ein auf jüdische Klassiker fokussiertes Pendant zur »Bibliothek« des Insel-Verlages, dessen insgesamt 92 Bücher nur an ein jüdisches Publikum verkauft werden durften. Ein Projekt, das auch als Akt des Widerstands gedacht war, wie Kuratorin Ada Wardi im Film erläutert.

Die israelische Filmemacherin Noemi Schory erzählt mit aussagekräftigen Archivmaterialien, kundigen Auskunftgebern und Textrezitationen von Schockens in Deutschland viel zu unbekanntem Leben. Dies ging nach 1934 in Palästina weiter, wo der Zionist eine große Bibliothek für seine Sammlung errichten ließ und für Frieden mit den Palästinensern stritt. 1936 erwarb er eine eigene Tageszeitung: die liberale »Ha'aretz«, die heute von Salmans Enkel Amos geleitet wird. Der Film begleitet eine Redaktionssitzung, wo lebhaft um das politische Selbstverständnis des Blattes gestritten wird. 

Etwas knapp und verschwommen bleibt Schory bei der Darstellung der letzten Jahre von Schocken, der zunehmend mit Israel fremdelte und räumlich zwischen den USA und der Schweiz pendelte. Zum Schluss richtet sich der Blick auf die bedrohlichen nazistischen Umtriebe im aktuellen deutschen Südosten. Auch das Haus, das Beate Zschäpe am 4. November 2011 anzündete, lag zentral in einer von Salmans früh verstorbenem Bruder und Mitunternehmer Simon Schocken für Automobilarbeiter erbauten Siedlung in Zwickau. Das 1939 geschlossene Schocken-Kaufhaus in Chemnitz beherbergt heute als Museum der Archäologie auch eine Ausstellung über dessen Gründer. Dessen hartnäckiger Sammeltätigkeit dürfte auch der Film seine reichhaltige Bebilderung verdanken. Dass er im Stil einer Hagiographie Kritisches weitgehend ausblendet und mit einer Vignette des Porträtierten endet, dürfte streitbarere Kost Gewohnte etwas irritieren.

Meinung zum Thema

Kommentare

Der Film ist durch die Untertitel und anderen Texteinblendungen, die Weiß auf Hell oder komplett weiß dargestellt wurden, eigentlich unbrauchbar, auch wenn das Thema dieses Films sehr interessant ist und war.
Doch durch die vollkommen unbrauchbare Umsetzung dieser Texte kann man den Film guten Gewissens niemanden empfehlen. Denn viele wichtige Informationen gehen dadurch verloren.
Wie kann man solchen Unsinn nur zulassen?

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