Kritik zu New Order – Die neue Weltordnung

© Ascot Elite

In Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet: Michel Franco zeichnet in seiner schonungslosen Dystopie das Bild einer Gesellschaft in Auflösung

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Man kann nicht behaupten, man sei nicht gewarnt worden. »New Order« beginnt bereits mit Bildern von Chaos und Gewalt, mit kurzen Szenen, die andeuten, worauf alles hinauslaufen wird, und in denen sich die Farbe Grün als rätselhaftes Leitmotiv herausstellt. Grün ist denn auch das Wasser gefärbt, das im luxuriösen Bad einer Oberschichtvilla plötzlich aus dem Wasserhahn kommt – ein böses Omen, das die Hausherrin sehr wohl zu deuten weiß. Trotzdem: Die reiche Familie und ihre zahlreichen Gäste feiern, denn eine Hochzeit steht an. 

Während draußen die Proteste eskalieren, hat man sich in Schale geworfen, trinkt Champagner oder gönnt sich ein Näschen Koks und tauscht sich über die Geschäfte aus. Für leichte Irritation sorgt nur das Auftauchen eines ehemaligen Hausangestellten, der um finanzielle Unterstützung für eine dringende Operation seiner Frau bittet. Doch nur Marianne, die Braut und Tochter des Hauses, will dem Verzweifelten wirklich helfen und verlässt dafür sogar ihre eigene Feier. Dann geht alles sehr schnell: Mit dem Eindringen grün bemalter Aufständischer in das Anwesen nimmt pures, schreckliches Chaos seinen Lauf. Der Hass auf die Reichen entlädt sich hier wie anscheinend im ganzen Land in Plünderungen, Zerstörung und Massakern – die gesellschaftliche Ordnung zerfällt im Zeitraffer.

Michel Franco ist über seine Heimat Mexiko hinaus mit intimen Dramen wie »Después de Lucía« oder »Las hijas de Abril« bekannt geworden. Mit »New Order« spielt er auf einer größeren Klaviatur, mit Massenszenen, heftigen Gewaltdarstellungen und eindrucksvollen Tableaus. Zum Beispiel ein weiter Blick über einen Friedhof, auf dem zeitgleich an zahlreichen Gräbern zahlreiche Trauergemeinschaften zu sehen sind, als tragisches Bild für die Ausnahmesituation. Dennoch bleibt die Vision vom Untergang Mexikos durchweg formstreng und kühl. Neben der zentralen Figur der Marianne, die zwar den Übergriffen der Aufständischen im Elternhaus entgeht, aber dennoch bald in gefährliche Situationen gerät, verfolgt der Film in manchmal erst im Nachhinein verständlichen Szenen das Schicksal mehrerer Menschen aus ihrem Umfeld. Anhand ihrer Erlebnisse erzählt er vom Übergang in eine Militärdiktatur. Auf Anarchie folgt Gewaltherrschaft.

Eine Warnung sei sein Film, sagt Michel Franco. Dass er damit nicht nur Mexiko meint, obwohl dort die soziale Ungleichheit besonders drastisch ist, wird recht deutlich. Geschickt spielt er mit Assoziationen sowohl zur französischen Gelbwestenbewegung als auch, im weiteren Verlauf, zu den einschlägigen lateinamerikanischen Diktaturen. Ideen oder Ideologien, gleich welcher Couleur, kommen im Film nicht vor. Die Revolutionäre scheinen lediglich von Wut getrieben, die Militärs von Gier und Machtstreben. 

Auch wenn man von einem dystopischen Drama keine konzise Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse erwarten sollte, bleiben Francos Beobachtungen doch insgesamt sehr ungefähr. Gesellschafts- wie Menschenbild von New Order fügen sich zu einem Schreckensszenario ohne offene Fragen. Und so leicht man sich die Gründe für den Hass der Unterprivilegierten und Ausgebeuteten ausmalen kann, so überspitzt wirkt im Kontext der Inszenierung das plötzliche Umschlagen von serviler Freundlichkeit in gnadenlose Gewalt – weniger aus den Figuren heraus motiviert denn aus dem Willen zu größtmöglicher Drastik. Und für die beunruhigende Atmosphäre ist zwar hilfreich, wie Franco identifikatorische Ansätze unterläuft, indem er etwa auch Hauptfiguren lapidar entsorgt, doch in letzter Konsequenz wirken Fatalismus und Zynismus des Films gleichgültig.

Als düsterer Bilderbogen einer sozialen Katastrophe kann das Werk daher durchaus beeindrucken, mit seinem bestechenden Stil und durchweg guten Darstellern, doch emotional wie intellektuell bleibt er an der Oberfläche.

Meinung zum Thema

Kommentare

Typischer linksradikaler, linksfaschistoider, Gewaltexzess Wunschtraum, mit dem üblichen Linken Mimimi, dass Welt böse ist und, dass das Kapital daran Schuld ist.
Ja dann, nichts Neues, in den kranken Hirnen selbsternannter Sozialisten und WohlstandsKommunisten, in ihren SelbsthassNeurosen, zwischen Langeweile und SelbstfindungsTralala ... Gääääääähn

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