Kritik zu Die Trapp Familie – Ein Leben für die Musik
Nazis, Nonnen, hohe Berge und Folklore: eine neue deutsch-österreichische Produktion, inszeniert von Ben Verbong (»Das Sams«) schmiedet den kitschigsten Filmstoff aller Zeiten in ein fernsehhaftes Non-Event um
Ein transatlantisches, ach was: ein globales Phänomen ist dieser Trapp-Mythos. Über mehrere Generationen hinweg bietet er nun schon Stoff für Bücher, Leinwandhits und Bühnenshows, sogar eine Anime-Serie über die trällernde Geschwisterschar gibt es. Dass eine österreichische Familie allen Schicksalsschlägen tapfer trotzt, sich singend neu erfindet, vor den Nazis flieht und in den USA Erfolge feiert, ist ja auch großer Kintopp – eine pralle Geschichte über Liebe, Durchhaltewillen und alpenländisches Lokalkolorit.
Im Lauf der Jahre allerdings hat die Legende Kratzer bekommen. Trotz einer gestrengen Familien-PR drang so einiges an die Öffentlichkeit, was Wolfgang Liebeneiners heiter-heimelige Trapp-Familie und Robert Wises süßlich-kunterbunter »Meine Lieder, meine Träume« (»The Sound of Music«) unterschlugen. Dass etwa die jugendlichen Chormitglieder zum Teil gegen ihren Willen zum Singen gezwungen worden sein sollen. Dass die gottesfürchtige Novizin und Kinderfrau Maria Augusta ihren Georg Ludwig aus pragmatischen Erwägungen heiratete. Und dass der letzte Spross aus dieser Verbindung womöglich einen anderen Vater hatte. Wer nun gehofft hatte, die deutsch-österreichische (in Englisch gedrehte) Neuverfilmung wolle »die wahre Geschichte« erzählen, sieht sich von Ben Verbongs Film enttäuscht. Der verschiebt zwar die Perspektive, macht aber keine Anstalten, den Mythos zu demontieren.
Bei Verbong entfaltet sich die Story in langen Rückblenden. Im Zentrum steht Agathe (Eliza Bennett), auf deren Memoiren auch das Drehbuch basiert. Sie ist die älteste Tochter des ehemaligen U-Boot-Kommandanten Georg Ludwig von Trapp (Matthew Macfadyen) und kommt nach dem frühen Tod der Mutter nie ganz über den Verlust hinweg. Als störrischer Teenager torpediert sie die zweite Ehe des Vaters mit Maria (Yvonne Catterfeld) bei jeder Gelegenheit und lässt sich erst spät, als die politischen Verhältnisse Mitte der Dreißiger immer prekärer werden, auf eine Allianz mit der neuen Stiefmutter ein, um der inzwischen verarmten Familie eine Zukunft zu ermöglichen.
Das dramaturgische Manöver erweist sich als Fehlschlag. Georg Ludwig und Maria, sonst das Herz der Geschichte, treten hier so weit in den Hintergrund, dass ihre Romanze jeden Zauber verliert. Stattdessen dreht sich alles um die pubertären Probleme einer Protagonistin, die nie stark und interessant genug ist, um emotional zu binden. Auch die brave Rückblendenstruktur hilft nicht weiter; ein schlüssiges Ineinander von Gegenwart und Vergangenheit bringt das Drehbuch nicht zustande, es begnügt sich mit einer simplen Verdopplung des Vater-Tochter-Konflikts. In ästhetischer Hinsicht setzt Verbong ganz auf die Mittel des Heimatfilms, er schwelgt in Alpenpanoramen und adretter Folklore, wobei seine farbenfrohen, lichtdurchfluteten Bilder seltsam steril geraten. Über das Niveau eines TV-Movies kommt das Ganze nie hinaus.
Kommentare
Schade
dass der Trapp-Mythos nicht ein bisschen entrümpelt wurde. Die Mitglieder dieser Familie hatten im Laufe ihres Lebens ja selbst einen tieferen Blick hinter die folkloristische Harmonie-Fassade gewährt und ziemlich autoritäre Strukturen und deutliche Missklänge durchscheinen lassen. Die halbherzige Kabbelei zwischen der ältesten Tochter Agathe und ihrer jungen Stiefmutter überzeugt nicht: die Stiefmutter als eigentliche Akteurin der realen Familie Trapp mit ihrem teils sehr heftigen Temperament ( so beschrieben von ihrer Stieftochter Maria) bleibt hier im Film sehr brav und blass. Nebenbei: die Rahmenhandlung Agathe/Urenkelin ist völlig überflüssig. Ein bisschen Zeitkolorid bessert den Film auf; doch alles in allem: Ende gut, alles gut. Wer einen stressigen Tag hinter sich hatte, an dem eh einiges schief ging, kann sich dieses Alpenglühen im Dirndl- und Lederhosenlook reinziehen, falls er auf einen Drink verzichten möchte oder muss.
Sehr emotional
Ich muss dieser Kritik ein wenig widersprechen. Ich war von der Geschichte (von der ich zuvor, wie ich zugeben muss, noch nie gehört habe), sehr berührt. Ich habe noch nie so oft Tränen in den Augen gehabt, wie in diesem Film. Ich konnte mich sehr gut in in die Gegnwart-Teenagerin hineinfühlen und wie sie gegenüebr ihrer Tante Agathe immer weiter auftaut und ins Nachdenken kommt. Ich fand den Film wirklich schön und emotional zum Schauen und werde ihn mir definitv mit meiner Familie noch einmal anschauen.
Für mich persönlich wirklich ein vergrabener Schatz.
dass sich ein Schauspieler
dass sich ein Schauspieler wie matthew mcfadyen zu diesem Film hergegeben hat, und dann noch mit Catterfeld, hat mich sehr enttäuscht. Wer ist denn Frau Catterfeld!! Das Letzte
Kritik zum Film: Die Trapp-Familie, ein Leben für die Musik
Das soll nun angeblich die "wahre Geschichte" über die singende Familie Trapp sein. So einen Blödsinn habe ich selten gesehen. Ich habe mich viel mit den diversen Filmen (mit Ruth Leuwerik und auch mit Sound of Music) und mit der Familiengeschichte beschäftigt und kann nur sagen, dass diese neuerliche Darstellung nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun hat. Der Priester Wasner z.B. ist überhaupt nicht erwähnt, obwohl er eine wichtige Rolle in Bezug auf die Gesangs-Karriere und auch menschlich in dieser Familie gespielt hat. Schon die Szene mit der Beerdigung der Mutter und der Schwur der Tochter, nicht mehr zu singen, ist erfunden. Die Kinder hatten keine Gelegenheit , sich von ihrer Mutter zu verabschieden und wurden bereits am Todestag für längere Zeit bei Verwandten untergebracht. Es wäre gut gewesen, vor dieser Neuverfilmung das Buch von Agathe von Trapp etwas genauer zu lesen. Dann wären dem Fernsehpublikum einige Unwahrheiten und den Fernsehsendern viel Geld erspart geblieben.
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