hilfe, wo ist der schedule?

Das Logo der 68. Internationalen Filmfestspielen in Berlin. © rbb/Berlinale 2018

Berlinale-Feeling? Das ist dieses Jahr vor allem die Sonne durch mein Küchenfenster. Denn ich sitze während der tollen Tage noch mehr als in den letzten Jahren zu Hause. Das ist, so paradox die Auswirkung ist, der guten Auftragslage geschuldet. Und, zugegeben, auch der Tatsache, dass ich mit zunehmendem Alter immer langsamer mit dem Schreiben werde. So muss ein Film pro Tag zum Kinoglück reichen, und mit meiner bisherigen Auswahl (»SPK Komplex«, »Premières Solitudes«, »Unas Preguntas«) hatte ich auch großes Glück.

Diese erzwungene Zurückhaltung hat auch ihr Gutes. Denn mit einer umfassenderen Planung würde ich mich dieses Jahr richtig schwer tun. Das liegt am spur- und anscheinend auch weitgehend kommentarlosen Verschwinden der hilfreichen grafischen Programmplaner und -übersichten, die immer das Rückgrat nicht nur meiner Programmgestaltung waren und mich seit der ersten Begegnung mit dem Festival sicher durch die Berlinale geführt haben. Jetzt gibt es sie anscheinend nicht einmal mehr online (wer anderes weiß, bitte Bescheid sagen!), und in der entsprechenden in den letzten Jahrzehnten immer heiß erwarteten Broschüre zum Festivalauftakt wie in allen anderen Veröffentlichungen ist nur noch eine wenig nützliche alphabetisch innerhalb der Sektionen geordnete Auflistung von Filmen, die sich ebenso in den sektionseigenen Heftchen findet (von denen lässt sich das des Forums dieses Jahr auch noch wegen falscher Bindung nur sehr unkomfortabel lesen).

Alternative soll vermutlich die App sein, die ich auch gerne benutze. Doch sie hat enge Grenzen. Denn auch hier lassen sich (neben der Film-Einzelsuche) nur chronologische Listen nach diversen Kriterien generieren, schon die per Menu angebotene Suche nach einzelnen »Spielstätten« funktioniert in meiner Version praktisch nicht. Ein schneller Überblick über die einzelnen Programm- oder Zeitschienen ist nicht möglich, kreatives Eingreifen schon gar nicht. Und diese Einschränkung wiegt vielleicht am Schwersten: Im alten papiernen Schedule konnte man nicht nur vieles auf einen Blick schnell klären, sondern auch – mit Stift, Heftklammern und Markern in unterschiedlichen Farben ausgestattet – mit eigenen Anmerkungen versehen und unterschiedlich markieren. In der App gibt es nur eine einzige magere Favoritenfunktion zum Personalisieren. So wäre sie als Ergänzung zum gedruckten Schedule sehr nützlich, als einziges Hilfsmittel bietet sie eindeutig zu wenig.

Aller Erfahrung nach kann der Grund für diese Änderungen nur ein Versuch der Einsparung sein. Doch ganz verständlich ist das nicht, denn das neue Programmheft wurde ja auch gedruckt. Und eigentlich müssten doch ein paar Programmierschritte eines kompetenten Mitarbeiters reichen, um die für Aufsteller vor den einzelne Kino sowieso noch hergestellten tabellarischen Übersichten zusammenzutragen. Also, liebe Berlinalist*innen, bitte, bitte, wenn ihr dies lest: Haltet mich nicht (nur) für eine Nostalgikerin und kehrt im nächsten Jahr wieder zum guten alten »Grill« zurück. Zur Not auch nur online zum selber ausdrucken.

PS: Einzige richtig gute und lobenswerte Kompensation sind ja die neuen Heftchen zu den »dokumentarischen formen«. Dazu in den nächsten Tagen mehr.

Meinung zum Thema

Kommentare

liebe silvia hallensleben,
du sprichst mir aus der seele, mir geht's genauso!
viele grüße,
alexandra

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