Sommerberlinale [7]
Auch heute folge ich dem Motto »Make it snappy!«.
Meine besondere Empfehlung gilt dabei dem portugiesischen Forums'-Beitrag »Jack’s Ride« (No taxi do Jack), weil er nur ein einziges Mal vorgeführt wird, dabei ist er ein echter crowd pleaser, dem ich einen Verleih wünschen würde. Der Protagonist ist im Rentenalter, gehört aber noch nicht zum alten Eisen. Anfang der sechziger Jahre in die USA ausgewandert und jetzt zurückgekehrt, hat Jack/Joaquim sich dort vom Taxifahrer zum Chauffeur hochgearbeitet, aber mit der Wirtschaftskrise war die Zeit vorbei, wo sich in New York die Anzugträger zu Partys in die Vororte fahren ließen und die Fahrer warten konnten, um später die Betrunkenen nach Hause zu kutschieren. Jack ist ein geborener Erzähler und er macht das mit großer Lässigkeit. In einer Szene ist sein Gesicht hinter der Windschutzscheibe seines Autos in rotes Licht getaucht (was sich gleich darauf als im Studio gedrehte Szene erweist), da sieht er aus wie ein Kollege von Robert DeNiros »Taxi Driver«. Ansonsten könnte man den kräftig gebauten Mann in seiner schwarzen Lederjacke und den ebenso schwarzen Haaren, die nie aus der Facon geraten (und ein wenig an den späten Elvis erinnern), eher als Mafioso-Darsteller imaginieren.
Poesie und Alltag gehen ebenfalls im georgischen »What do we see when we look at the sky« Hand in Hand, der Geschichte eines sich verfehlenden Liebespaares, angereichert mit georgischer Geschichte und einer Fußballweltmeisterschaft, ein ausschweifender zweieinhalbstündiger Bilderbogen. Regisseur Alexandre Koberidze hat damit den Sprung von der Berliner Filmschule dffb in den Wettbewerb geschafft. Koberidze als Darsteller kann man sehen im Film seines ehemaligen Kommilitonen Julian Radlmaier: »Blutsauger« (der ebenfalls einen Verleih hat) ist im Jahr 1928 angesiedelt und verknüpft klassischen Vampirismus mit einer Marx-Lektüre. Was kann ein einzelner adliger Blutsauger gegen die kapitalistischen Blutsauger ausrichten?
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