La La La im Dschungel
Ich gebe es zu, ich bin ausgestiegen. Nach zweieinhalb Stunden, beim dritten La La La hat es mich quasi aus dem Kinosessel gehauen. Lav Diaz' philippinisches Bürgerkriegs-Musical »In Zeiten des Teufels« mag noch weitere 90 Minuten ohne mich weitergehen. Ich habe die Botschaft verstanden. Schließlich hat er sie ja in den ersten Minuten schon oft genug wiederholt.
Die Bürgermilizen der Marcos-Diktatur haben Menschen getötet, verschleppt und vertrieben. Und ja, die Grausamkeit wird dadurch tatsächlich intensiviert, wenn die Schergen des Teufels schöne Lieder singen. Immer und immer wieder. Bis keine Worte mehr nötig sind und ein rhythmisches Lalala bereits alles sagt. Doch die Ellipsen, die er dem Zuschauer zumutet, sind ermüdend. Noch jetzt, beim Schreiben, klingen die stets gleichförmigen Melodien in meinem Kopf nach. Wie mag es wohl den Menschen gehen, die die Worte verstehen? Jedes Lied wird mindestens zweimal wiederholt, manche öfter. So hämmern sich die einfachen Sätze in den Kopf und produzieren Ohrwürmer, auf die man nicht anders reagieren kann als mit Abwehr. Mir fällt das leicht, ich kann die Worte nicht aussprechen. Lav Diaz ist stilsicher genug, um ihm all dies als Absicht zu unterstellen.
Und dass ein solcher Film auf der Berlinale gezeigt wird, ist richtig. Wo auch sonst? Aber was soll so ein Solitär im Wettbewerb? Kann man ihn ignorieren? Oder muß man ihm nicht einen Preis der Anerkennung geben, allein dafür, dass er gedreht worden ist? Und das in einem Land, das sich nicht gerade durch eine internationale Filmindustrie auszeichnet. Wirklich böse sein mag man diesem Film nicht. Aber vier Stunden aufmerksam zuschauen auch nicht.
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