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Gerhard Midding

Wären die gestern von der Bundeskanzlerin und den 16 MinisterpräsidentInnen getroffen Entscheidungen anders und nicht gegen den Kulturbetrieb ausgefallen, hätte ich Sie heute auf eine fabelhafte Filmreihe hingewiesen. Ich hätte freudig angekündigt, dass der November im Filmhaus Nürnberg wieder italienisch wird. Ersteres tue ich nach wie vor, denn bis Sonntag haben die Kinos Gnadenfrist. Aber wer weiß, wie viele Wochen dieser kinolose November dauern wird?

Gerhard Midding

»Komm und sieh« ist kein Film, den man leichten Herzens schaut; gleichviel, ob man ihn zum ersten oder zum wiederholten Mal sieht. Er verdient seinen Ruf, einer der erschütterndsten, brutalsten Kriegsfilme zu sein. Im Grunde ist das "einer" sogar zu viel: Es ist etwas Unbedingtes an Elim Klimovs Film, dem mit dem Komparativ schwer beizukommen ist.

Gerhard Midding

Kantemir Balagovs »Bohnenstange«, der morgen bei uns startet, hebt mit einem Pfeifton an. Er pulsiert leise im Off, dann gesellen sich zu ihm Geräusche, die sich vorerst nicht identifizieren lassen. Ist es ein Schlucken, das man da hört, oder ein Röcheln? Die Töne verbinden sich mulmig mit dem Schwarz, auf dem die Vorspanntitel erscheinen und dauern noch an, als die erste Einstellung aufgeblendet wird.

Gerhard Midding

Kreuzungen sind Kinoorte par excellence. Sie lassen gleich vier gegenüberliegende Blickwinkel zu. Krimis und Thrillern bieten sie besondere strategische Möglichkeiten, da der Verkehr sich als Hindernis in den Weg stellt. Beides will »Eine Frau mit berauschenden Eigenschaften« passagenweise sein.

Gerhard Midding

Der 18. Oktober 1973, an dem »Die Abenteuer des Rabbi Jacob« in Frankreich anlief, sollte zu einem schwarzen Tag für Georges Cravenne, den Presseagenten des Films werden. Seine Frau Danielle entführte frühmorgens eine Maschine der Air France. Sie hatte sich mit einer Pistole Kaliber 22 bewaffnet, um drei Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Gerhard Midding

Er war anspruchsvoll. Den 17 Filmen, in denen Montgomery Clift auftrat, stehen rund 70 Angebote gegenüber, die er ablehnte. Haarsträubend, welche Rollen ihm im Laufe seiner Karriere angeboten wurden.

Gerhard Midding

Der letzte Film, den ich im "La Clef" im Pariser Quartier Latin sah, war »Die Welt, das Fleisch und der Teufel«. Es liegt einige Jahre zurück. Das Science-Fiction-Drama war gerade frisch als Reprise herausgekommen. In ihm treffen Harry Belafonte, Inger Stevens und Mel Ferrer in einem postapokalyptischen, mithin menschenleeren New York aufeinander. Es macht, in dem Rahmen, der einer MGM-Produktion 1959 offenstand, seinem Titel alle Ehre.

Gerhard Midding

Heute erschien in der "Berliner Zeitung" ein Interview mit der Doppelspitze der Berlinale, das eine lange und programmatische Überschrift trägt: "Es ist gut, dass wir die Frage nach dem Geschlecht nicht mehr stellen müssen." Im Gespräch wagen Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian einen Ausblick auf das hoffentlich physische Festival im nächsten Februar und verteidigen ihre Entscheidung, fortan einen genderneutralen Darstellerpreis zu vergeben.

Gerhard Midding

Es passiert einem Filmjournalisten nicht oft, dass sein Gesprächspartner gleich nach dem Interview aufbrechen muss, weil er eine Vorladung zum Gericht hat. Aber so erging es mir, als ich 2002 Bertrand Bonello interviewte. Der Regisseur sollte, wenige Wochen nach dem Frankreichstart von „Der Pornograph“, im Pariser Justizpalast erscheinen.

Gerhard Midding

Am Samstag hat der amtierende US-Präsident die Nachfolgerin von Ruth Bader Ginsberg am Obersten Gerichtshof nominiert. Es war nicht anders zu erwarten. Die Republikaner wollen den vakanten Posten um jeden Preis noch vor den Wahlen am 3. November in ihrem Sinne besetzt wissen. Damit setzt sich die Partei über den ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen hinweg.