Wenn man 2019 in landläufige Suchmaschinen die Begriffe "Ukraine" und "Hungersnot" eingab, erschien als weiteres Schlagwort augenblicklich "Kannibalismus". Die Gräuel des Holodomor, der Tötung durch Hunger, müssen unvorstellbar gewesen sein. Bis heute streiten Historiker darüber, wie viele Millionen Menschen ihm auf Stalins Geheiß seit den späten 1920er Jahren in der Ukraine und anderen Sowjetrepubliken zum Opfer fielen. Wie bloß kann sich das Kino von dieser Agonie ein Bild machen?
Eines Tages findet Emma heraus, dass es das Wort "Vakuum" ebenso im Russischen wie im Englischen gibt. Die Entdeckung erstaunt sie, bereitet ihr aber keine Freude. Die junge Lehrerin steht zwischen beiden Sprachen, seit in Ungarn der Systemwechsel von 1989/90 einsetzt. Warum geht ihr gerade diese Vokabel durch den Kopf? Vielleicht, weil István Szabó nicht die mindeste Angst vor Symbolik hat.
In ihrer Gegenrede auf Joe Bidens Ansprache zur Lage der Nation fuhr die republikanische Senatorin Katie Boyd Britt schwere Geschütze auf, um die Grenzpolitik des Präsidenten zu diskreditieren. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, sie habe zuvor das Drehbuch einer Fortsetzung von »Sound of Freedom« studiert.
Berlin hat Lana Gogoberidze schon häufig besucht. Meist hat die Stadt ihr und ihren Filmen Glück gebracht. Für ihren ersten Besuch galt das nicht. 1961 lud ein Kritikerverband die georgische Regisseurin nach Ost-Berlin ein, um ihren Debütfilm »Unter einem Himmel« zu zeigen. Was sie erlebte, brach ihr das Herz.
»The Zone of Interest«, der in dieser Woche bei uns anläuft, ist ein Sonderfall. Es gab vorher keinen Film wie diesen und ein solcher wird auch danach nicht vorkommen. Gleichwohl weist er in einigen Punkten erstaunliche Ähnlichkeiten mit den zwei Filmen auf, die sich zuvor mit Rudolf Höß auseinandersetzten. Auch Eigensinn hat Verwandtschaft.
Er und seine Mutter waren gerade erst eine Station zuvor zugestiegen, als unsere S-Bahn unvorhergesehen lange in Charlottenburg anhielt. Während ich mir Sorgen um meinen Anschluss in Spandau machte, freute der kleine Junge sich gewaltig über die Unterbrechung. Man merkte sofort, dass er nicht das geringste Talent dazu besaß, sich zu langweilen.
Ob der Wettbewerb der Berlinale 1981 ein guter Jahrgang war, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Die meisten Titel sowie die Namen vieler Regisseure sind inzwischen verweht; nur wenigen war ein nachhaltiges Kinoleben bestimmt. Die berühmteren Filme liefen außer Konkurrenz oder im Forum. Allerdings gewann Carlos Saura den Goldenen Bären für „Deprisa, Deprisa“.
Seinen Drehbuchautoren hat er stets eingeschärft: "First, let`s make it dull, like in real life – and then we do the complete opposite" €. Das Mandat seiner Filme besteht mithin darin, die Banalität zu übertrumpfen. Mit dem üblichen Lauf der Dinge will sich dieser Erzfeind von Langeweile und Vulgarität nicht zufriedengeben. Aber gilt das bereits für Ernst Lubitsch' frühe Filme - für die stummen, die er noch in Deutschland drehte und für die ersten, in denen er in Hollywood das Reservoir des Tons ausschöpfte?
„Ein Verriss ist etwas ganz Unbrauchbares“, sagte Jeanine Meerapfel energisch. Die sturmerprobte Regisseurin ist überzeugt, dass er niemandem nutzt: weder dem Kritiker noch der Leserschaft - und erst recht nicht dem Film. Wer nun erwartete, auf dem Podium würde ein heftiger Streit ausbrechen, sah sich getäuscht.
Auch er bereut es heute oft, einen Verriss geschrieben zu haben. Es geniert ihn, seinerzeit so vom Leder gezogen zu haben. Eigentlich müsste man erklären, warum ein Film schlecht ist. Und auch das Missglückte verdient manchmal Respekt, zumindest aber ein besonnenes Urteil. Überheblichkeit ist in jedem Fall fehl am Platze, findet Paolo Mereghetti.
Pamela Hogan, ist eine amerikanische Produzentin, Journalistin und Regisseurin. Sie drehte den preisgekrönten Dokumentarfilm »Looks Like Laundry, Sounds Like Laury« und ist Co-Creator der Serie »Women, War & Peace«. Ihr mit Hrafnhildur Gunnarsdóttir realisierter Dokumentarfilm »Ein Tag ohne Frauen« startet am 13. März.
Bei der Jubiläums-Berlinale weist ein Publikumszuwachs zwar in die richtige Richtung, doch in einem schwachen Wettbewerb gibt es nur einen Favoriten: »The Blue Trail«, eine Farce auf alternde Gesellschaften. Am Samstag werden die Bären verliehen.