Felix Austria!
Am heutigen Karfreitag beginnt im Österreichischen Filmmuseum eine Adolf- Wohlbrück-Retrospektive. Bis zum 5. Mai laufen 18 Filmen mit dem 1896 in Wien geborenen Schauspieler, darunter nicht nur Klassiker, sondern auch einige Trouvaillen wie „I accuse“ (über die Dreyfus-Affäre, nach einem Drehbuch von Gore Vidal) und das deutsche TV-Remake von „Laura“, das ich in nicht in schlechtester Erinnerung habe). Wohlbrück ist der begabteste Frackträger der Filmgeschichte. Auf mondänem Parkett macht er stets eine schneidige Figur (und auch, wenn ich mich recht entsinne, als Akrobat in E.A. Duponts „Salto Mortale“); seine Eleganz ist betörend, geistreich und verführerisch.
Das gilt bereits für seine frühen, unternehmungslustigen Komödienrollen bei Reinhold Schünzel (Viktor und Viktoria) und vor allem bei Willi Forst (Allotria, Maskerade) und erst recht für die Filme, die er im Exil unter dem Namen Anton Walbrook mit Thorold Dickinson, Max Ophüls, Powell&Pressburger und anderen drehte. Allerdings ist es schade, dass er nie in den Radius Ernst Lubitsch' geriet, denn in seinem Spiel schlagen Manieren und Nonchalance um in eine Weltsicht: Selbst seine Blasiertheit besitzt moralische Größe. Sein vornehmes Auftreten ist Vergnügen und Vorbehalt zugleich.
Wie reich an Facetten sein Werk ist, kann man in Wien bestaunen: Dem Pathos zeitgeschichtlicher Entwurzelung in „The Life and Death of Colonel Blimp“, der Verworfenheit der Puschkin-Figur in „Queen of Spades“, der erhabenen Arroganz des Ballettimpresarios in „Die roten Schuhe“, der frivolen Gelassenheit des Zeremonienmeisters in „Der Reigen“ und der heiteren Müdigkeit des Kaisers in „Lola Montes“ verleiht er gleichermaßen raffiniert Ausdruck. Alles scheint ihm leicht zu fallen. Die gestische und verbale Weltläufigkeit Wohlbrücks bildet einen tollen Kontrast zur Werkschau mit Filmen von Marguerite Duras, die parallel im Filmmuseum läuft.
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