ZDF-Mediathek: »Bestseller Boy«

»Bestseller Boy« (Serie, 2022). © ZDF/TM, © Paramount

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Bücherverbrennung als PR-Manöver

Mit gerade 22 Jahren veröffentlichte der Niederländer Mano Bouzamour, Sohn marokkanischer Einwanderer, sein Romandebüt, auf Anhieb ein Bestseller: Der talentierte Musiker Samir muss seinem Bruder Mo versprechen, die Schule zu beenden. Mo selbst hat seine Chancen verspielt, er landet im Gefängnis. Im Nachfolger »Bestseller Boy« verarbeitete Bouzamour 2018 seine Erfahrungen mit dem Literaturbetrieb. Der Erstling »De belofte van Pisa« war für das Kino adaptiert worden, »Besteller Boy« wurde als Serie umgesetzt, beide mit Shahine El-Hamus in der Hauptrolle, Norbert ter Hall im Regiestuhl, Bouzamour als Co-Autor.

Wieder gibt es einen hochbegabten jungen Mann marokkanischer Herkunft. Mohamed Zebbi, genannt Momo, möchte Schriftsteller werden. Wenn er nicht Sushi ausliefert, arbeitet er emsig an seinem Debüt, vernachlässigt darüber sogar seine große Liebe Evelien. Es kommt zur Krise, zur Trennung. Unfassbar schnell gelangt sein Buch in den Handel, wird ein Erfolg und Momo zum Star, dem Frauen jeglichen Alters verfallen, während er im Stillen Evelien nachtrauert. Die jedoch ist wutentbrannt – Momo hat sie am Ende des Romans in den Freitod geschickt.

Momo verwendet, ein implausibles Detail, in seinem Roman Eveliens Klarnamen und die seiner Eltern, seiner Freunde aus dem Viertel. Als Titel wählt er »Mohamed, das Problem«. Mohamed, das sei er selbst, erklärt er beflissen, erstaunlich ignorant gegenüber dem Umstand, dass all das in der Familie und der muslimischen Gemeinde Verärgerung auslösen wird. Selbst seine Verlegerin erkennt kein Problem.

Cousin Malik facht die Empörung an, lässt alte Freunde Exemplare des Romans verbrennen, filmt die Aktion und stellt sie ins Netz, simuliert ein Drohszenario. Der dreiste Kniff funktioniert, die Redaktionen beißen an. Dieser zynische Umgang mit dem Thema Bücherverbrennung ist nicht gerade die beste Idee des Autorenteams, aber immerhin eine, die die Geschichte voranbringt. Ansonsten nämlich geht es nicht ohne absurde Zufälle. Mal gerät Momo auf einer Sushi-Tour ausgerechnet an sein Idol, den Starschriftsteller Lenny Stork, mal im Fitnessstudio an eine namhafte Literaturkritikerin.

Konflikte werden herbeigeführt, indem man Momo eine überzogene Hybris andichtet. Er brüskiert Evelien, Fina, die ihn uneigennützig fördert, die Verlegerin Maaike, den allzeit hilfsbereiten Malik. Durchaus eine mögliche Charakterzeichnung, doch hier überzeugt sie einfach nicht. Ein niederländischer Kritiker sprach ironisch vom »Nedersex«, der seit Paul Verhoevens »Türkische Früchte«, auch eine Romanadaption, in solchen Filmen nicht fehlen darf und in »Bestseller Boy« so kalkuliert wirkt wie der magische Realismus, der Momos Bewusstsein entspringt, aber nicht zu seiner Egozentrik passen will. Mit diesen Zutaten wird der für acht Folgen sehr dünne Stoff künstlich aufgemotzt. Dabei haben die Autoren allerlei zeitkritische Themen in der Hand, aus denen sich relevante, fesselnde Geschichten formen ließen.

OV-Trailer

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