Sky: »The Franchise«

»The Franchise« (Serie, 2024). © HBO

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Chinesische Traktoren im All

Sam Mendes mag, zweier James Bond-Filme sei Dank, zwar Erfahrungen mit großen Franchiseproduktionen haben. Doch um Superheldenfilme hat der britische Regisseur bislang einen großen Bogen gemacht. »Solche Blockbuster gucke ich mir vielleicht mit meinen Kindern an, will sie aber nicht inszenieren«, gab er etwa 2012 zu Protokoll, als er davon berichtete, dass Marvel ihm nahegelegt habe, sich um den »Avengers«-Job zu bemühen. Umso leichter fällt es Mendes nun aber, sich in der ersten von ihm mitverantworteten Serie ausgerechnet über die Arbeit an einer ebensolchen Comicverfilmung lustig zu machen.

Man muss nur ein wenig reinschauen in »The Franchise«, um zu realisieren: Es ist weniger die Handschrift von Sam Mendes, die diese satirische Comedyserie prägt, als jene von Armando Iannucci. Der hat mit »The Thick of It« und »Veep« zwei der besten, bösesten und wortwitzigsten Workplace-Komödien der TV-Geschichte verantwortet – und damit die Blaupause geliefert für Showrunner Jon Brown, den Mendes und Iannucci für die Produktion schließlich an Bord holten. Nur dass statt Politik jetzt eben die Unterhaltungsbranche der Ort des Geschehens ist.

Acht Folgen lang begleitet »The Franchise« die Arbeit an »Tecto: Eye of the Storm«, einem neuen, eher zweitrangigen Beitrag zu einem Superheldenuniversum, das nicht zufällig an Marvel erinnert. Der bierernste deutsche Autorenfilmer Eric (Daniel Brühl) will sich auf dem Regiestuhl für Größeres in Hollywood empfehlen, während der so muskelbepackte wie tief verunsicherte Hauptdarsteller Adam (Billy Magnussen) auf den großen Durchbruch hofft und sein etablierter britischer Kollege Peter (Richard E. Grant) seine Verachtung für das Genre mit Spitzen gegen den Kollegen betäubt. Daniel (Himesh Patel) muss als Regieassistent so gut wie möglich das Projekt unter Kontrolle behalten, was angesichts seiner Ex-Freundin Anita (Aya Cash) als neuer Produzentin und dauernder Setbesuche vom am Film wenig interessierten Studiorepräsentanten (Darren Goldstein) leichter gesagt als getan ist.

Weder muss man sich für Comicadaptionen begeistern noch das Genre verachten, um an »The Franchise« und seinem Ensemble (Highlights sind u. a. Jessica Hynes als Script Supervisor und Lolly Adefope als neue, aber abgeklärte zweite Assistentin) Spaß zu haben. Der Serie gelingt es erstaunlich gut, beiden Seiten genug Futter zu geben.

Eine gewisse Begeisterung für die Arbeit beim Film sollte man jedoch mitbringen. Je größer die Branchenkenntnis, desto größer das Vergnügen. Denn zwischen jeder Menge Gags über Spezialeffekte oder chinesisches Product-Placement stecken die besten Pointen dieser vor rasanten Dialogen strotzenden Serie oft in den beiläufigen Details und Nebenbemerkungen. Kleinigkeiten wie ein Beinahe-Cameo von Chris Nolan, Kommentare über die Leinwandpräsenz einer Ziege oder Anspielungen an Scorseses Marvel-Zitate machen »The Franchise« zu einer der witzigsten des Jahres.

OV-Trailer

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