Disney+: »The Acolyte«

»The Acolyte« (Staffel 1, 2024). © Lucasfilm Ltd, Disney+

© Lucasfilm Ltd, Disney+

Tatort: Weltall

Nachdem sich Disney in den letzten Jahren im »Star Wars«-Universum an verschiedenen Genremixen versucht hat (etwa der Sci-Fi-Western-Kombo »The Mandalorian« und dem Samuraifilm-Crossover »Ahsoka«) ist nun der Krimi an der Reihe: Eine mysteriöse Attentäterin ermordet hochrangige Jedi. Schnell wird in »The Acolyte« aufgedeckt, wer dafür verantwortlich ist. Die Hintergründe und Motive aber bleiben zunächst im Dunkeln. Jedi-Meister Sol (Lee Jung-jae aus »Squid Game«) wird als Ermittler ausgesandt, um mit seinen Padawan-Sidekicks Zeugen zu befragen und Spuren nachzugehen. Mit der Hauptverdächtigen verbindet ihn eine persönliche Geschichte...

Es war eine gute Entscheidung der Macher, »The Acolyte« 100 Jahre vor der Handlung von »Episode I – Die dunkle Bedrohung« anzusiedeln, in den letzten Tagen der sogenannten Hohen Republik. Dadurch konnten sich die Autor*innen vom straffen Bezugsrahmen lösen, der viele andere »Star Wars«-Produktionen im immer dichter werdenden Netz aus Prequels, Sequels und Spin-offs, erzählerisch einengt.

Die Fans müssen zwar auf Cameos wie das von Luke Skywalker in »The Mandalorian« verzichten, dafür befreit es die Geschichte davon, auf konkrete Ereignisse hinauslaufen und Plotpoints abhaken zu müssen. »The Acolyte« ist die erste »Star Wars«-Serie, die ohne zuvor bekannte Figuren an den Start geht (von »Mandalorian« abgesehen, da tauchen die bekannten Gesichter später auf ). So ließe sich – zumindest theoretisch – stilistisch und erzählerisch Neues ausprobieren. Die Fans würdigen durchdachte Experimente mit dem vertrauten Material. Das hat der Erfolg von Andor gezeigt, der ernsthaftesten und am wenigsten Star Warsigen Produktion im Jedi-Universum. Ganz so mutig waren die Macher unter der Federführung von Leslye Headland (»Russian Doll«) dann doch nicht. Die klassischen Zutaten sind wie eh und je enthalten: eine rebellische Schülerin, ein hadernder Meister, ein sinistrer Strippenzieher der dunklen Seite. Dazu: Lichtschwertkämpfe, freche Padawane, quirlige Droiden. Atmosphärisch fühlt man sich in diesem Universum durchaus heimisch. »The Acolyte« ist dem Franchise nicht gar so entwachsen wie das vielgelobte Proletarier-Spin-off »Andor«, bringt aber genug frischen Wind, um neugierig zu machen. Sollte man meinen.

Viele Fans sehen das nicht so. »The Acolyte« stieß schon nach dem Trailer auf heftige Ablehnung. Unbestritten: Disney hat mit der »Star Wars«-Marke einiges falsch gemacht. Die Serien »Book of Boba Fett«, »Kenobi« und »Ahsoka« waren eher mittelmäßig. Leider entlädt sich ein erheblicher Teil des Frusts nicht an Plot und Figurenentwürfen, sondern an der diversen Besetzung und der queeren Showrunnerin: Zu LGBT! Zu PoC! Zu woke! Dabei bestach die weit entfernte Galaxis schon immer durch ihre unaufgeregte Vielfalt. So degeneriert die Serie zum Schlachtfeld einer Kulturkampfdebatte, die den offenen Austausch über die Qualität des Werks überlagert. Schade.

OV-Trailer

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