DVD-Tipp: »Fear and Loathing in Las Vegas« (1998)

Las Vegas verspricht die Abkürzung des amerikanischen Traums durch das Streben nach Glücksspiel – und verbirgt doch nie, dass die ganze Stadt eine große, grell erleuchtete Illusionsmaschinerie ist. In diese Glitzermetropole fallen Raoul Duke und sein Anwalt Dr. Gonzo ein, im Kofferraum zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig Kügelchen Mescalin, fünf Löschblätterbögen extrastarkes Acid, ein Salzstreuer halb voll mit Kokain und ein ganzes Spektrum vielfarbiger Upper, Downer, Heuler, Lacher; dazu Tequila, Rum, Budweiser, ein halber Liter unverdünnter Äther und zwei Dutzend Knick-und-Riech . . .

»Fear and Loathing in Las Vegas«, Terry Gilliams kongeniale Verfilmung des Gonzo-Reportageromans von Hunter S. Thompson (1971), ist nun als 3-Disc-Mediabook in brillanter 4K-Auflösung erschienen, mit Bonusmaterial, in dem man versinken kann. Christoph N. Kellerbach bietet im 56-seitigen Booklet einen Überblick über die Entstehung des Films, der zweistündige Dokumentarfilm »Gonzo« von Alex Gibney vertieft Leben, Werk und Mindset von Hunter S. Thompson, und Gilliam begeistert sich in seinem Audiokommentar aus dem Jahr 2019 noch immer an diesem Film. Aber natürlich gilt: Bevor man sich mit den Hintergründen beschäftigt, sollte man die Scheibe einlegen und den Trip beginnen!

Johnny Depp und Benicio Del Toro in Höchstform ziehen vollgedröhnt durch die Stadt, und Gilliam lässt uns teilhaben, überträgt die rauschgiftinduzierten Sinneseindrücke in allen Formen auf das Filmerlebnis, mit schwankender Weitwinkelkamera, mit formidablem psychedelischem Soundtrack, mit Wahrnehmungsverschiebungen und Halluzinationen der Protagonisten. Das ist zunächst einmal ein großer Spaß – aber andererseits auch ernsthafte Suche nach dem verlorenen American Dream und desillusionierte Auseinandersetzung mit den vergangenen Idealen der Sixties.

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