ARD-Mediathek: »Arcadia«
© WDR/Jonny De Pony/Maarten De Bouw
Aus dem Wort Dystopie lässt sich das Adjektiv »düster« heraushören, und tatsächlich ist die dystopische Serie »Arcadia« kein Stimmungsaufheller, dafür sehr präzise in der Beschreibung einer Gesellschaftsform, deren negative Erscheinungen bereits absehbar sind: Nach einer weltweiten Katastrophe sollte sich das Staatswesen positiv verändern. Gemeinnütziges Verhalten wird per Punktesystem belohnt. Fehltritte, auch mangelnde Gesundheitsfürsorge werden bestraft.
Der Punktestand, über einen eingepflanzten Chip ablesbar, bestimmt den sozialen Rang. Je höher die Zahl, der Maximalwert ist zehn, desto größer die Privilegien. Wer unter drei rutscht, wird in die tödliche Wildnis außerhalb der vermauerten zivilisierten Sphäre verbannt. Auch können dank der Chips die Bürger von den Ordnungsbehörden jederzeit aufgespürt und ausgespäht werden.
Pieter Hendriks, als Enkel des Staatsgründers der Elite zugehörig, hat aus väterlicher Sorge den Chip seiner Tochter Luz manipuliert, weil sie als Autistin die strengen Anforderungen nicht erfüllen kann. Er wird erwischt und deportiert. Seine Familie verliert ihre Vergünstigungen und bleibt Ziel von Ermittlungen und Schikanen der Polizeiorganisation »Der Schild«.
Der Serienschöpfer Philippe De Schepper und sein Autorenteam schufen für ihre sinistre Vision ein starkes Figurenensemble aus unterschiedlichen Bereichen Arcadias. Zur Familie Hendriks gehören drei weitere Töchter. Milly, ehrgeizige Kadettin beim »Schild«, gerät durch die Vorfälle in Loyalitätskonflikte. Alex ist beim Militär, das für die Überwachung des Niemandslandes zuständig ist. Sie lässt sich in den Außendienst versetzen, um dort nach ihrem Vater suchen zu können.
Hanna arbeitet als Krankenschwester und erlebt täglich die aus dem Punktesystem resultierenden Diskriminierungen – Bürger mit einer niedrigen Punktzahl erhalten keine teuren Behandlungen. Sie begehrt auf und gelangt auf Umwegen an eine Untergrundorganisation, die die eingepflanzten Chips so zu manipulieren vermag, dass sich der Träger unkontrolliert bewegen kann.
Zwang, Überwachung, Bespitzelung beherrschen Arcadias Alltag, ebenso Erpressungen durch staatliche Organe. Immer wieder stehen die Protagonisten vor einem Dilemma – entweder die Familie verraten oder den Freund, die Kollegin. Das Geschehen siedelt in einer verhangenen Retromoderne, zwischen existierenden, nur in Details digital veränderten Bauten, deren Architekten Postmoderne und Brutalismus kreuzten.
»Arcadia« entstand in Belgien, ein niederländischer Sender schloss sich an, aus Deutschland der SWR und der WDR. Auch Netflix bot eine Kofinanzierung an, verlangte aber im Gegenzug die Weltrechte und hätte »Arcadia« vermutlich wie dort üblich irreführend als »Netflix Original« vermarktet. Die Belgier lehnten ab und arbeiten derzeit an der zweiten Staffel.
OV-Trailer
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