Apple TV+: »Ted Lasso« Staffel 3

»Ted Lasso« (Staffel 3, 2023). © Apple TV+

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Männer mit Gefühlen

Es wird weitergehen, aber wohl ohne Ted. So viel lässt sich jedenfalls dem Tweet entnehmen, den AppleTV+ in der Woche nach dem Staffelfinale veröffentlichte: Da sah man Coach Beard (Brendan Hunt), Roy Kent (Brett Goldstein) und Nathan Shelley (Nick Mohammed) nebeneinander in der Umkleidekabine stehen, den Blick nach oben gerichtet, als hinge da das Plakat mit dem »Believe«-Schriftzug. »Smells like potential«, lautete die Überschrift. Dass die Serie weiter Potenzial besitzt, selbst ohne ihre Titelfigur, ist dabei weniger umstritten als der Glaube daran, dass die Macher es in befriedigender Weise ausschöpfen.

Die dritte Staffel hat in dieser Hinsicht viel Vertrauen verspielt. Die Verlängerung der Folgen zum Stundenformat taten dem spezifischen Humor der Serie keinen Gefallen, die Handlungsstränge nahmen abrupte, wenig stimmige Wendungen. Trotzdem muss man vielleicht nicht so weit gehen wie einige Kommentare in den sozialen Medien, laut denen »Ted Lasso« seinen Kultstatus einzig der Pandemie und dem seinerzeitigen Bedürfnis nach Optimismus und Empathie zu verdanken habe. Das hieße, die Ambitionen der Serie schwer zu unterschätzen.

Denn so sehr das alles auch von Anfang an auf Feelgood zugeschnitten war – man konnte sich sicher sein, dass sich selbst aus Niederlagen etwas Aufbauendes ergeben würde –, so originell waren die Gegensätze, die »Ted Lasso« aufeinanderprallen ließ. Zuerst natürlich der US-amerikanische Trainer und der ihm fremde europäische Sport, dann die verschiedenen Fußballtemperamente eines alternden Premier-League-Stars wie Roy Kent und eines Stürmertalents mit Bad-Boy-Habitus wie Jamie Tartt (Phil Dunster), sogar der afrikanische und der lateinamerikanische Fußball fand in Sam Obisanya (Toheeb Jimoh) und Dani Rojas (Cristo Fernández) – »Fútbal is Life!« – seine Vertreter. Etwas ganz Erstaunliches gelang der Serie mit den Frauenfiguren (Hannah Waddinghams Clubbesitzerin Rebecca Walton und Juno Temples PR-Beraterin Keeley Jones), deren Rollen weit über das übliche Spielerfreundinnen- oder Love-Interest-Spektrum hinausgingen. Wie überhaupt die Serie sich durch ihre Sensibilität für geschlechterdefinierte Rollenbilder auszeichnete, aus denen sie ihre Figuren mit viel Witz heraustreten ließ – oder wenigstens zum Austritt provozierte. Eine Fußballmannschaft, die zur Pokalspielvorbereitung gemeinsam »e-m@il für Dich« schaut – das ist die Welt »according to Ted Lasso«. Obwohl er selbst »Schlaflos in Seattle« bevorzugt.

Mit konkreten Themen wie der Rolle, die das große Geld in den Ligen spielt, der Akzeptanz von homosexuellen Spielern und dem Umgang mit geleakten, »sexy« Bildern von Freundinnen nahm sich Staffel 3 in der Tat ein bisschen viel vor – und arbeitete die ad hoc aufgeworfenen Konflikte dann viel zu brav ab, um Wirkung zu erzeugen. Sexismus, Rassismus, Homophobie – das waren nur noch die Probleme der anderen, nicht zum AFC Richmond Gehörenden. Als sie dann auch noch guten Fußball spielten, war die Serie bei einer Konstellation angekommen, die aus Rebeccas Ex-Mann Rupert (Anthony Head) einen Karikatur-Bösewicht machen musste, um überhaupt noch dramatische Fallhöhe zu erzeugen. Das »Ted Lasso«-Potenzial schien verspielt – und dass Ted nach Kansas zurückzieht nur logisch. Immerhin hatte er vorher tatsächlich noch begriffen, was ein Abseits ist!

Das eigentliche Thema der Serie aber war weder Fußball noch Geschlechterbeziehungen, sondern: Gefühle. Darin war »Ted Lasso« herausragend und ungewöhnlich. Der Sport und seine Umgebung diente als Hintergrund, um von verschiedensten, widersprüchlichen Emotionen und dem komplexen Umgang damit zu erzählen. Die Rolle der Zuversicht wurde genauso abgehandelt wie die des Aberglaubens, des Selbstvertrauens, des Vergebens, der Scham, der Nervosität und all der Schattierungen der Angst. Emotionen als selbstverständlicher Teil auch der Männerwelt, nicht auf die Frauen abgeschoben, das macht das Potenzial der Serie aus.

OV-Trailer

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