ZDF-Mediathek: »Süßer Rausch«
© ZDF/Massimo Fabris
Motive der Soap-Opera scheinen selbst nach Jahren unverändert publikumswirksam. In diesem Sinne beschert die ZDF-Produktion »Süßer Rausch« nicht nur der älteren Zuschauerschaft – aber insbesondere jenen, die sich an »Das Erbe der Guldenburgs« erinnern – allerlei Déjà-vus. Der Zweiteiler erzählt von der Schnapsbrennerfamilie Preus mit Patriarch Karl an der Spitze. Er hat das Unternehmen zum Erfolg und die Familie zu Wohlstand geführt. Die Stammbaumstruktur gehört zu den Dingen, die viele Erinnerungen wecken: vorneweg Simone, das verzogene Nesthäkchen, eine Figur in der Tradition von Lucy aus »Dallas« oder Fallon aus »Der Denver-Clan«, also der vielen »Früchtchen« mit Affinität zu wahllosem Sex und Drogen. Nicht minder vertraut: Der Sohn – hier der Schwiegersohn –, der sich seinerseits als Geschäftsmann versucht, dem Vater aber nicht das Wasser, in diesem Fall den Branntwein, reichen kann.
Wie einst bei den »Guldenburgs« verabschiedet sich das Clan-Oberhaupt ausgerechnet an seinem 60. Geburtstag durch vorzeitiges Ableben. Er hinterlässt ein nonchalant hingekritzeltes Testament. Die gesamte Bagage aus aktueller und ehemaliger Ehefrau, den Sprösslingen, der Schwester, dem Neffen, dem angeheirateten Nichtsnutz bekommt einen empfindlichen Dämpfer, als überraschend die Geliebte des Verstorbenen vorstellig wird und dessen außerehelichen Sohn präsentiert. Und abermals grüßen die »Guldenburgs«.
Um von den Schmerzen und Nöten der Schönen und Reichen zu erzählen, wird einiges pastos aufgetragen. Ist es nicht ein Trost angesichts gestiegener Lebensmittelpreise, Wohnungsnot, Energiekrise, wenn auch das gehobene Milieu nicht von häuslicher Gewalt, Krebs, Drogensucht verschont bleibt? Als »Camp«, als spielerisch überzeichnete und verdrehte Variante der Wirklichkeit, ließe sich das Gebräu eventuell hinnehmen. Aber zum gar nicht so guten Schluss ersinnt Schöpfer Ramesh noch einen Fall von Selbstjustiz, beschreibt ihn als unumgänglich, lässt ihn ungestraft. Da wird die Verantwortung des Erzählers einem schäbigen Knalleffekt geopfert.
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