Mediathek: »Bloodlands«
© ZDF/Steffan Hill
Der »Goliath« ist einer von zwei Portalkränen auf dem Gelände der früheren Belfaster Werft Harland & Wolff. Der kleinere Bruder heißt »Samson«. Als ein Pkw aus dem Hafenbecken geborgen und drinnen eine Ansichtskarte von »Goliath« gefunden wird, schrillen bei älteren Polizisten die Alarmglocken. 1998, in der Zeit, als die irischen Bürgerkriegsparteien über das sogenannte Karfreitagsabkommen verhandelten, hatten sich in Belfast vier Morde an Bürgerkriegsaktivisten ereignet. Der Täter oder die Täterin wurde nie gefasst. In der Fallakte bekam die Person den Namen »Goliath«. Delikat: Die Umstände ließen darauf schließen, dass »Goliath« selbst der Polizei angehörte.
Der versenkte Wagen gehört Pat Keenan, einem Spediteur und früherem IRA-Aktivisten, der von Unbekannten entführt wurde. Detective Chief Inspector Tom Brannick (James Nesbitt) bekommt von seiner Abteilungsleiterin McCallister grünes Licht, den alten Fall in die Ermittlungen einzubeziehen. Überraschend wird McCallister abgelöst, Jackie Twomey nimmt ihren Platz ein. Er drängt darauf, die alte Sache ruhen zu lassen und sich auf die aktuellen Ereignisse zu konzentrieren.
Brannick aber hegt ein persönliches Interesse. Seine Ehefrau, die als Agentin tätig war, gehörte mutmaßlich zu Goliaths Opfern. Ihre Leiche wurde nicht gefunden. Und der Verdacht, dass die »Goliath«-Morde mit der Entführung zusammenhängen, liegt nahe.
Brannick und seine Kollegin Niamh McGovern (Charlene McKenna) stoßen auf weitere Hindernisse. Die alten Akten sind verschwunden. Und noch immer herrscht ein in der Vergangenheit gründendes Misstrauen zwischen katholischen und protestantischen Polizisten. Die katholische Ehefrau des entführten Fuhrunternehmers weist die Protestanten Brannick und McGovern brüsk zurück.
Adam Corry, der Bruder eines Ermordeten, bezichtigt die Polizei der bewussten Verschleierung. Tatsächlich wurden die Ermittlungen 1998 mit Absicht eingestellt, um neuen Racheaktionen vorzubeugen und die Friedensverhandlungen nicht zu gefährden.
Der historische Hintergrund und die Einbeziehung realer geografischer Gegebenheiten heben »Bloodlands – Die Goliath-Morde« von ähnlichen Genreproduktionen – aus derselben Schmiede stammte auch die exzellente Polizeiserie »Line of Duty« – ab. Der Drehbuchautor Chris Brandon wuchs in Strangford an der ostirischen Küste auf, optisch wie inhaltlich profitiert diese Produktion von seinen Ortskenntnissen.
Auf halber Strecke leistet sich Brandon eine gewagte Volte. Die hebt in der zweiten Hälfte den Spannungsfaktor enorm, unterminiert aber zugleich die Glaubwürdigkeit. Diesbezüglich muss bedacht werden, dass eine zweite Staffel folgen soll, die womöglich weitere Aufklärung mit sich bringt. Die erste Staffel der Serie umfasst vier Folgen, die vom ZDF linear in Form zweier abendfüllender Filme ausgestrahlt wird.
Um auch mal ein selten erwähntes Gewerk einzubeziehen: Seine Arbeit für »Bloodlands« brachte Scott Ferguson auf die Shortlist für den »Colorist Award 2021«. Die Bekanntgabe der Gewinner steht noch aus.
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