DVD-Tipp: »Kleines Mädchen«

OmU © Salzgeber

2020
Original-Titel: 
Petite fille
Heimkinostart: 
18.02.2021
L: 
85 Min
FSK: 
6
Doppelleben

Sasha ist acht Jahre alt und fühlte sich schon immer als ein Mädchen, auch wenn sie biologisch als Junge geboren wurde. Als Regisseur Sébastien Lifshitz einen Film über eine berühmte französische Trans-Frau drehen wollte, stellte er schnell fest, dass der Wille und Wunsch, Frau zu sein, nicht erst mit der Pubertät beginnt. Lifshitz informierte sich in Foren betroffener Eltern und lernte so Karine, die Mutter der kleinen Sasha, kennen und filmt mit viel Empathie den Familienalltag. Zu Hause wird Sasha als die akzeptiert, die sie in ihrem Selbstverständnis schon immer war: ein kleines Mädchen. Sasha leidet aber unter ihrem Doppelleben. Zu Hause darf sie Mädchen sein, in der Schule wird das nicht akzeptiert. Das führt manchmal zu einer Traurigkeit im Gesicht der Kleinen, die berührt und erschüttert.

Karine und ihr Mann befinden sich schon vor Drehbeginn in einem offenen Konflikt mit der Schule in einer französischen Kleinstadt. Sie kämpfen gegen die Klassenlehrerin und den Schuldirektor, die der Kleinen verbieten, Mädchenkleider in der Schule zu tragen. Erst durch die Hilfe einer auf solche Fälle spezialisierten Ärztin im fernen Paris gewinnen die Familie, aber auch Sasha an Selbstbewusstsein. Als der Schuldirektor von den Dreharbeiten erfährt, droht er mit einem Anwalt. In einem Zoominterview Mitte Januar findet Lifshitz deutliche Worte gegen diese Verweigerungshaltung: »Diese Haltung war dumm, denn indem man die Schule zu einer verbotenen Zone erklärt, wird sie zu einem wichtigen Thema des Films. Sie stellt die Gesellschaft dar. Diese feindliche Einstellung zu Sashas Selbstverständnis sagt natürlich viel über moralische und gesellschaftliche Ansichten eines Teils der französischen Bevölkerung aus.«

»Petite fille« ist ein ebenso sensibles wie engagiertes Werk für Selbstbestimmung und Freiheit. Und allein die Freude von Sasha, wenn sie im neuen Schuljahr endlich als Mädchen zur Schule gehen darf, gehört zu den magischen Momenten des Kinos. Übrigens hat Sasha nach Drehende die Schule gewechselt und wird an der neuen Lehranstalt viel besser akzeptiert.


 

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