DVD-Tipp: »Der wunderbare Mr. Rogers«

© Sony Pictures

2019
Original-Titel: 
A Beautiful Day in the Neighborhood
Heimkinostart: 
19.11.2020
Vor: 
L: 
109 Min
FSK: 
keine Beschränkung
Keine negativen Impulse

In Europa ist Mister Rogers – bürgerlich Fred McFeely Rogers, 1928 geboren in Latrobe, Pennsylvania, verstorben 2003 in Pittsburgh, ebendort – wohl nicht allgemein bekannt. In den USA hingegen ist er eine Institution, vielgeliebt und -geehrt und nicht wegzudenken aus der Alltagsgeschichte. Von 1968 bis 2001 war Rogers Kopf, Herz, Gesicht, Stimme und Seele einer auf Vorschulkinder zugeschnittenen Fernsehsendung, die sich doch auch an Menschen jeden Alters richtete: »Mister Rogers' Neighborhood« hinterließ einen ähnlich prägenden Eindruck in den Kindheiten der Zuschauer:innen wie hierzulande »Die Sendung mit der Maus«. Mit dem Unterschied, dass Mister Rogers nicht die Funktion beispielsweise einer Kronkorkenmaschine erklärte, sondern über Scheidung, Tod, Eifersucht und Gehänseltwerden sprach. Und immer wieder über Zorn, Ärger und Wut.

Rogers war insofern ein Phänomen, als er sich irgendwann in seinem Leben dafür entschieden hatte, keine negativen Impulse in die Welt zu setzen und auf jeden Menschen freundlich zuzugehen. Wie anstrengend das ist, weiß jede, die schon einmal mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden ist. »Der wunderbare Mr. Rogers« nun erzählt von dieser faszinierenden Persönlichkeit mittels einer klassischen Erweckungs- und Erlösungsdramaturgie. Ein zynischer Journalist, der zudem ein familiäres Trauma mit sich schleppt, erhält den Auftrag, Rogers zu porträtieren. Mit gezückter Ätzfeder macht er sich ans Werk und ist bald pflichtschuldigst genervt von dem, wofür Mister Rogers steht und das zu allen Zeiten von jenen, die nicht wissen, was sie tun, als Gefühlsduselei gering geschätzt und als Schwäche verspottet wird.

In Szene gesetzt ist dies angenehm unaufdringlich und eher ruppig denn sentimental. Und das i-Tüpfelchen stellt die Besetzung der Titelfigur mit Tom Hanks dar. Der kann wie kaum ein anderer Mitmenschlichkeit, Normalität, Integrität verkörpern; und hier vermittelt er nicht nur die beglückende Warmherzigkeit seiner Figur, sondern auch die harte Arbeit am Selbst, ohne die diese nicht möglich wäre.

 

VÖ: 19. November 2020

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