Apple TV+: »Foundation«
»Foundation« (Serie, 2021). © Apple TV+
Nach und nach werden die wegen ihrer ausufernden Visionen als unverfilmbar geltenden Großwerke der Science-Fiction verfilmt, was mit den digitalen Möglichkeiten des filmischen Erzählens zu tun hat, aber auch mit dem Boom horizontal entwickelter Serien. Zweimal hat David S. Goyer (als Regisseur verantwortlich für den ersten schwarzen Superhelden Blade, als Autor u. a. an der Wiedergeburt von Batman als »Dark Knight« und Serien wie »Constantine«, »Da Vinci's Demons« und demnächst »Sandman« beteiligt) das Angebot einer Verfilmung von »Foundation« ausgeschlagen. Auf keinen Fall wollte er sich darauf einlassen, den visionären Romanzyklus des in der Sowjetunion geborenen und in den USA aufgewachsenen Science-Fiction-Autors Isaac Asimov, der ihn als Teenager begeistert und geprägt hat, auf einen einzigen Film zusammenzuschrumpfen. Selbst im Serienformat platzt die wuchernde Erzählung noch aus allen Nähten, mit ihrer Fülle an Planeten und Galaxien, Zeitverschiebungen und Figuren, die in verschiedenen Bewusstseinszuständen als Mensch, als Datensatz, als KI, Jahrhunderte überleben.
Im Kern geht es darum, dass Mastermind Hari Seldon (Jared Harris) eine mathematische Methode entwickelt hat, um die Zukunft zu berechnen, nicht für individuelle Schicksale, aber für ganze Gesellschaften. So kommt er zu dem Schluss, dass das galaktische Imperium der geklonten Brothers Day, Dawn and Dusk innerhalb der nächsten 500 Jahre zusammenbrechen und die Menschheit in eine Art Mittelalter zurückgeworfen wird. Um das Überleben zu sichern, will er als Grundlage für die Zukunft der Zukunftskolonie Foundation das gesamte Wissen der Menschheit in einer Megadatenbank für die Nachwelt sichern. Allein die ewige Existenz des galaktischen Imperiums anzuzweifeln gilt bereits als Hochverrat, weshalb er ins Kreuzfeuer verschiedenster Interessen gerät. Auf den Planeten der Galaxie haben sich Kolonien in unterschiedlichen Stadien von Fortschritt und Rückschritt, Gehorsam und Rebellion gebildet. Dabei werden die großen Themen der Existenz behandelt, die Widersprüche von Glaube und Wissenschaft, die Politisierung der Wissenschaft, künstliche Intelligenz, Unsterblichkeit, Fremdenhass und Diskriminierung. Und weil die vom Fall des alten Roms inspirierte Handlung rund 1 000 Jahre in der Zukunft liegt, haben die Orte und Charaktere fremd klingende Namen wie Trentor und Terminus, Zephyr Gilat, Demerzel, Gaal Dornick, Salvor Hardin ...
Während man sich im Dickicht der komplexen Ideen und Geschichtenstränge leicht verlieren kann, überwältigt die Serie mit ihrer visuellen Pracht, in ehrfurchtgebietenden Machtarchitekturen, in der leeren Weite grandioser Landschaftspanoramen, in glitzernden Metropolen, aber auch in der Vielfalt prachtvoller Gewänder und Kampfmonturen mit ihren sinnlichen Texturen. Eine einzige Folge der zehnteiligen Serie kostete mehr als die Spielfilme, die David S. Goyer zuvor inszeniert hat, und Apple TV hat sich darauf eingerichtet, die Sage noch sieben Staffeln weiterzuspinnen.
OV-Trailer
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