Amazon: »Sechzehn Stunden Ewigkeit«
Nur einen kurzen, vorsichtigen Schubs gibt Mark (Kyle Allen) dem Passanten, der sich verwundert herumdreht, während der Vogelschiss auf dem Gehweg statt auf seinem Anzug landet. Solche kleinen Rettungsmanöver sind Marks Spezialität, denn er weiß genau, wann und wo welches Unheil droht. Der Jugendliche hat weder Superkräfte noch seherische Fähigkeiten, mit denen er in die Zukunft blicken kann. Aber er hat die Gegenwart genau studiert, weil sie sich für ihn jeden Tag aufs Neue wiederholt. Mark ist in einer Zeitschleife gefangen und wacht jeden Morgen im selben Tag auf.
Er hat sich ans redundante Dasein gewöhnt, versucht das Beste daraus zu machen, beobachtet seine Mitmenschen und verhindert deren Missgeschicke, wo es geht. Für ihn selbst bleibt das eigene Handeln ohne Konsequenzen. Aber sein immerwährendes Eintagsfliegenleben ändert sich, als er im Schwimmbad Margaret (Kathryn Newton) erblickt. Den Wasserball, der jeden Tag um 12 Uhr 22 einem anderen Mädchen gegen den Kopf knallt, kickt sie lässig mit einer Hand weg und verschwindet. Mark folgt der mysteriösen Unbekannten, die sich genauso frei wie er durch den vorherbestimmten Tag bewegt.
Seit Bill Murray in »Und täglich grüßt das Murmeltier« (1993) in der Zeitschleife stecken blieb, hat sich die Idee zu einem eigenen Subgenre entwickelt. Das Spektrum reicht von Zukunftsthrillern wie »Edge of Tomorrow« (2014) mit Tom Cruise bis hin zu der deutschen Produktion »Hello Again«, die im letzten Kinojahr eine Hochzeitsfeier und deren Folgen ins Zeitkarussell setzte.
Regisseur Ian Samuels verfrachtet in »The Map of Tiny Perfect Things« das Sujet nun in eine Jugendromanze, in der die beiden unvollständig Verliebten sich nicht nur näher kennenlernen, sondern auch aus dem gemeinsamen Zeitgefängnis ausbrechen müssen. Damit haben die beiden es jedoch nicht sehr eilig, denn die tägliche Wiederholung führt hier nicht in eine Verödung des Alltags, sondern eher in eine genaue Betrachtung der Welt, die die Jugendlichen umgibt. Gemeinsam erstellen sie den titelgebenden Stadtplan, in dem die Glücksmomente, die sich an einem ganz normalen Tag ereignen, eingetragen werden. Die Karte, in der sich die kleinteilige Schönheit des Lebens abbildet, wird für Mark und Margaret zum Schlüssel in eine Welt, in der sich nicht nur das Datum zu verändern beginnt.
»The Map of Tiny Perfect Things« basiert auf einer Kurzgeschichte von Lev Grossman, der vor einigen Jahren mit der ebenfalls verfilmten Fantasyroman-Reihe »The Magicians« die Bestsellerlisten stürmte. Auf magische Tricks wird in diesem Zeitschleifenfilm jedoch verzichtet, er hält sich dicht an die Realität und das Lebensgefühl der jugendlichen Figuren. So führt in dieser intelligenten, sympathischen Teenieromanze der Weg hinaus auch nicht über das Austricksen von Raum und Zeit, sondern etwas anderes wird zum Motor der Veränderung.
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